J. Brahms - Sinfonien Nr. 1 & 3 (2012)
• • • • Johannes Brahms - Sinfonien Nr. 1 c-Moll & 3 F-DurEinmal mehr: Licht und Schatten auf einer CD. Doch das Licht strahlt hell...von Rainer Aschemeier • 7. Dezember 2012
Klaus Tennstedt ist unter den zahlreichen ehemaligen Chefdirigenten des London Philharmonic Orchestra (von 1983-87) derjenige, der wohl am wenigsten im kollektiven Klassik-Gedächtnis geblieben ist – und dies sehr zu Unrecht! Tennstedt gelang mit seinem wegweisenden Mahler-Zyklus, aufgenommen mit dem London Philharmonic in den Jahren 1971-91 und bei EMI erschienen, ein seinerzeit viel beachteter und bis heute von vielen „Mahlerianern“ in hohen Ehren gehaltener Welterfolg. Es ist bis heute sein wohl bedeutendstes Aufnahmeprojekt geblieben, obwohl Tennstedt bis zu seinem Tod im Jahr 1998 unter anderem auch als großer Bruckner-Interpret von sich reden machte. Viele seiner Interpretationen scheinen vor Kraft nur so zu strotzen, was ihn zum Idealinterpreten für romantisches und spätromantisches Repertoire machte. Seine Vorliebe für mächtige Blechbläsereinsätze und insgesamt kraftvoll-wuchtige Orchesterdynamik brachte ihm zwar auch Kritik ein, aber in den meisten Fällen muss man doch einfach neidlos anerkennen, dass seine Interpretationen mit ihrer unbändigen Energie, gepaart mit einer sehr hohen Präzision und instrumentalen Differenzierung bis heute in hohem Maße faszinieren und begeistern. Nun erschien beim Label LPO, dem orchestereigenen Label des London Philharmonic Orchestra, eine neue Doppel-CD mit Livemitschnitten von Brahms‘ erster und dritter Sinfonie aus den Jahren 1991 und 1983. Dirigent: Klaus Tennstedt. Da auch der von der BBC eingefangene Live-Sound selbst für heutige Maßstäbe noch immer sehr gut ist (weit besser, als bei den EMI-Studioaufnahmen Tennstedts aus der Zeit) und fast komplett ohne störende Publikumsgeräusche auskommt, traue ich mich, hier sogar von einer Ausnahmeperformance zu sprechen, die auch auf dem Plattenteller selbst kritischster Brahms-Jünger Gehör finden sollte. Etwas anders verhält es sich da mit der 1983 aufgenommenen Dritten. Hier hinterlässt das London Philharmonic Orchestra einen weit weniger überzeugenden Eindruck. Gewisse Wackeligkeiten, einige Ausrutscher und im direkten Vergleich mit der eben besprochenen Aufnahme der Ersten eine eingeschränkte Dynamikpalette führen dazu, dass diese Einspielung eher etwas für Komplettisten und Sammler ist. Und so hinterlässt diese CD-Veröffentlichung einen zwiespältigen Eindruck. Doch allein wegen der g l ä n z e n d e n Einspielung der ersten Brahms-Sinfonie ist sie letzten Endes eine Empfehlung wert. Für alle ernsthaften Brahminen ist diese LPO-Novität ja eh Pflicht, doch sie dürfte auch so manchen Gelegenheits-Brahms-Fan begeistern. |
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