F. Couperin - Messe pour les Paroisses & Messe pour les Couvents (2012)
• • • • François Couperin - Messe pour les Paroisses & Messe pour les CouventsCouperins "geistliche Seite" in einer geschmackvollen Neueinspielung aus Italienvon Rainer Aschemeier • 23. November 2012
Eine CD, die mich sehr beeindruckt hat, ist Anfang November bei Brilliant Classics erschienen. Es ist eine Sammlung geistlicher Kompositionen von François Couperin. Couperin, der wohl zu seinen Lebzeiten neben Lully einflussreichste französische Barockkomponist, an dem weder Johann Sebastian Bach noch Georg Philipp Telemann, und ja, auch die Herren Italiener nicht vorbei horchen konnten, präsentiert sich auf der hier vorgestellten CD von einer Seite, die man so nur selten zu hören bekommt. Ist Couperins Stil zumeist vor allem bekannt für seine reiche, prunkvoll verzierte Cembalomusik und seine prächtige, in barockem Blattgoldglanz erstrahlende Kammermusik, finden wir hier einen bemerkenswert durchsichtigen, stellenweise geradezu in sich gekehrten Couperin. Dieser „geistliche“ Couperin weiß um das Erbe der Gregorianik ebenso, wie um die Möglichkeiten und Limitierungen der zu seiner Zeit verbreiteten Barockorgeln. Und so haben hier mindestens zwei Hörergruppen ihren Spaß: Erstens, diejenigen, die nach geistlicher Vokalmusik im Spannungsfeld zwischen Renaissance und französischem Hochbarock suchen und zweitens, die Orgelmusikfanatiker, die nach bislang weitestgehend auf CD noch nicht verfügbaren Stücken suchen. Die in den hier zu hörenden Messen reichhaltig vorhandene Orgelmusik steht dabei allerdings im Zentrum der Aufmerksamkeit. Es ist wirklich spannend nachzuhören, wie sich die High Society-Erscheinung Couperin, der in seinem weltlichen Werk sämtlichem nur greifbaren Pomp und Gloria durchaus nicht abgeneigt war, in Sachen Kirchenmusik zu einer scheinbar abgeklärteren und zuweilen erstaunlich friedvollen, nüchternen Musik durchrang. Das soll nicht heißen, dass hier nicht virtuos musiziert würde – das Gegenteil ist der Fall -, doch es geschieht hier unter anderen Vorzeichen und, ja, auch mit reduzierten Mitteln. Hier steht die Virtuosität ganz im Dienste der Messliturgie, will nicht aus sich heraus strahlen, sondern vielmehr die Heiligkeit der Messhandlung glorifizieren. Das Vokalensemble mit dem komplizierten Namen „Gruppo Vocale Armoniosoincanto“ sowie der Organist Adriano Falcioni sind stilvolle und versierte Interpreten dieser selten gehörten Musik und wissen durchwegs zu überzeugen. Leider ist die Orgel der Kirche S. Maria della Neve in der adriatischen Stadt Senigallia für meine Begriffe nicht so recht das Gelbe vom Ei. Das erst 2001 fertiggestellte Instrument wirkt auf der hier vorliegenden Aufnahme in manchen Registern bereits nicht mehr ganz stimmrein und ist als klingendes „Gesamtkunstwerk“, demnach als einheitliches Instrument, meines Erachtens auch nur in moderatem Umfang als gelungen zu bezeichnen. |
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