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The Listener

Blog für klassische Musik und mehr! ...seit 2003

P. Glass - Metamorphosis / The Hours
Lavinia Meijer (Harfe)

(2012)
Channel Classics / Vertrieb: codaex

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Philip Glass - Metamorphosis / The Hours / Opening Piece from "Glassworks"

"... a timbre that was absent before."

von Rainer Aschemeier  •  19. November 2012
Katalog-Nr.: CCS SA 33912 / EAN: 723385339120

Was kann man davon halten, wenn die Bearbeitung von Orchesterwerken für Klavier zum Anlass genommen wird, um sie nochmals für Harfe umzuarbeiten? So suspekt das Ganze klingt: In diesem Fall ist das Unternehmen vollauf gelungen!

Mit dieser Novität des für seine hochklassigen SACD-Produktionen bekannten niederländischen Labels Channel Classics liegt eine besonders schöne Kompaktspielplatte für alle Fans des musikalischen Minimalisten Philip Glass vor.
Die niederländische Harfenistin Lavinia Meijer hat Stücke aus Glass‘ berühmten Werken „Glassworks“, „Metamorphosis“ und „The Hours“ mit ihrer 1998er Lyon & Healy-Harfe eingespielt. Weil es dabei um Bearbeitungen der Bearbeitungen von Originalwerken des Komponisten ging, hatte sich Meijer vorsorglich den kompetentesten „Schiedsrichter“ für das eingespielte Repertoire herbei geholt: Philip Glass selbst!

Unter den Augen und Ohren des frischgebackenen Praemium Imperiale-Preisträgers zupfte Meijer also einige der bekanntesten und beliebtesten Glass-Werke. Das Wunderbare: Diese SACD überzeugt damit von der ersten Minute an, oft noch mehr als die viel gehörten Klavierausgaben dieser Stücke.
Im Vergleich zum Klavier besitzt die chromatische Pedal-Harfe Lavinia Meijers eine „ätherische“ Qualität, die den Stücken nicht nur hervorragend zu Gesicht steht, sondern es sogar vermag, ganz neue Changierungen in Glass‘ reduzierten Kompositionen zu enthüllen. Das ist mehr, als man von so einem Unterfangen erwarten konnte. Vielmehr ist es sogar ein kleines Wunder, bedenkt man, von wie vielen Kollegen der schreibenden Kritikerzunft die Musik von Philip Glass notorisch als vermeintlich banal und platitüdenhaft abgetan wird. Dabei ist es doch sehr erstaunlich, wie facettenreich diese auf das Notwendigste reduzierte Musik ist und wie sensibel sie auf Besetzungswechsel reagiert, wobei sie wieder neue Seiten offenbart, die zuvor im Verborgenen lagen.

Ich persönlich kann mich dem jedenfalls nur schwer entziehen. Lavinia Meijer überzeugt bei ihrem Vortrag vor allem durch eine äußerst durchdachte Dynamik, durch die jegliche Statik vermieden werden kann. Oft genug ist Glass‘ Musik nämlich wohl auch durch statische, nichtssagende Einspielungen in Misskredit geraten. Lavinia Meijer setzt hier Zeichen, indem sie gerade dieser minimalistischen Musik maximale Aufmerksamkeit im Bereich der Vortragsbezeichnungen angedeihen lässt.

Ein grandioser, wunderbar luzider und natürlicher Aufnahmeklang, den man sich nicht besser wünschen könnte, führt im Übrigen dazu, dass wir hier abschließend nur zu gern Philip Glass selbst zitieren, der über Lavinia Meijers Interpretation seiner Werke gesagt hat: „That sounds beautyful! (...) The harp emphasizes different things in the music, in a timbre that was absent before.“ Er möchte nun auch mehr originär für Harfe komponieren. Das sagt ja eigentlich alles über diese vorzügliche Neuheit, die jedem auf’s Wärmste anempfohlen sei, der sich auch nur ansatzweise für die Musik des in diesem Jahr 75 Jahre alt gewordenen US-Komponisten interessiert.

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