Haydn, Pleyel, Orgitano, Mozart - La lira di Napoli (2012)
• • • Haydn, Pleyel, Orgitano, Mozart - La lira di NapoliDrehleier trifft Kirchenorgelvon Rainer Aschemeier • 3. November 2012
Irgendjemand beim französischen Laborie-Label muss ein Fan ausgefallener, heute nahezu vergessener Musikinstrumente sein. Wie ist es sonst zu erklären, dass wir nach einer CD mit einem von Albrechtsbergers herrlichen Maultrommelkonzerten (Rezension siehe hier) nun ein Album zu hören bekommen, das sich ganz der organisierten Lyra widnet („lyre organisée“). Aber dieses merkwürdige Instrument hatte einen einflussreichen Bewunderer: Neapolitanerkönig Ferdinand IV., auch bekannt als Ferdinand I. von Sizilien. Dieser als nur wenig musikalisch geltende Adelsspross soll sich das ungewöhnliche Instrument erwählt haben, weil es A) relativ einfach zu spielen war und B) an die gemeine Drehleier erinnerte, die als Arme-Leute-Instrument in den Gassen seines neapolitanischen Reichs starke Verbreitung gefunden hatte. Wohl ein Fall von missglückter, wenngleich heftig gewollter „Volksnähe“... Als Hofkomponisten beschäftigte Ferdinand einen gewissen Vincenzo Orgitano, doch auch Joseph Haydn, Wolfgang Amadeus Mozart und Ignaz Pleyel kamen mal zu Besuch. Ob nun von Mozart oder nicht, das Konzert für zwei „lyres organisées“ in F-Dur ist hier die musikalische Krönung inmitten eines ansonsten wenig spannenden Programms. So haben die hier zu hörenden Haydn-Werke kaum mehr als den Charme von Gelegenheitswerken und auch die Sinfonia Nr. 3 des oben erwähnten Vincenzo Orgitano ist nicht gerade der Gipfel der Frühklassik. Fazit: Diese Veröffentlichung ist entweder etwas für Hardcore-Fans der genannten Komponisten, die einfach alles von ihren Lieblingen besitzen wollen oder für die Instrumentenabteilung kunsthistorischer Museen. Sicherlich ist es interessant und spannend den ungewöhnlichen Klang dieses Instruments wiederbelebt zu hören, sicher haben viele Musikwerke auf diesem Tonträger auch einen melodischen Reiz. Insgesamt ist diese CD allerdings eine reichlich substanzarme Veranstaltung. Dem Ensemble Baroque de Limoges kann man hiervon kaum etwas vorwerfen. Ähnlich wie schon bei der zuvor veröffentlichten Albrechtsberger-CD outet es sich als qualitätvolles „Originalklang“-Ensemble auf hohem, wenn auch nicht höchstem, Niveau. Auch der Aufnahmeklang ist, wenngleich mit etwas arg viel Raumklang einhergehend, recht ansprechend und schön transparent und dreidimensional. Aber was nützt das, wenn die Musik eben – sagen wir es ruhig hart – einfach nur Zweite Wahl ist!? |
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