F. Delius - Klavierkonzert, Brigg Fair, etc. (2012)
• • • • • Frederick Delius - Klavierkonzert, Brigg Fair, Paris & Idylle de printempsPhänomenale Würdigung zu Delius' 150. Geburtstagvon Rainer Aschemeier • 26. Oktober 2012
Erst vor wenigen Tagen hatten wir die Gelegenheit eine Delius-Neuerscheinung vorstellen zu können (Rezension siehe hier), und nun kommt schon die nächste. Woher diese plötzliche Begeisterung aller möglichen Labels (auch EMI und DECCA veröffentlichten in diesem Jahr große, mehrere CDs umfassende Delius-Werkausgaben) für die Musik des Deutsch-Briten nur kommen mag? Wir Deutschen sind da etwas unverkrampfter: Wir kennen Delius erst gar nicht und glauben auch, dass es okay wäre, es dabei zu belassen. Zugegeben: Delius ist im internationalen Vergleich sicher keines der herausragendsten Musikgenies seiner Zeit. Alles in allem ist er dennoch unterschätzt. Nicht nur sein unerschöpflicher Melodienreichtum und sein Sinn für wirksame Orchestrierung sind doch recht bemerkenswert, sondern auch seine aus heutiger Sicht hochinteressante „Internationalität“: In Delius‘ Werk finden sich Einflüsse der amerikanischen Musik, ähnlich wie bei Delius‘ Zeitgenossen Dvořák, weil er einst als Plantagenverwalter in Florida tätig war. Vieles an seiner Musik ist aber auch unverkennbar britisch und diente später Komponisten wie Ralph Vaughan Williams als Blaupause für die heute so beliebten pastoral gefärbten musikalischen Kabinettstückchen aus dem ländlich-grünen England. Spannend ist aber vor allen Dingen, dass Delius unverkennbar auch dem französischen Einfluss unterlag. Es wäre gar nicht vermessen, wenn man behaupten würde, dass Delius so etwas wie musikalischen Impressionismus schon verinnerlicht hatte, während Debussy noch darüber nachdachte. Die hier vorgestellte CD-Neuheit aus dem renommierten Hause chandos feiert Delius‘ 150. Geburtstag mit einem großartigen Querschnitt aus dessen Werk. Beginnend mit der hinreißenden Rhapsodie „Brigg Fair“ (pastöseste Spätromantik, aber sooooooo schön – einfach wunderbar!) über das selten gehörte, aber durchaus mit Substanz gesegnete Klavierkonzert, das mit einer überraschenden, an Tschaikowsky gemahnenden Eröffnung beginnt, bis hin zu der – wohl auch in Großbritannien – praktisch unbekannten „Nocturne“-Suite „Paris“. Fazit: Wenn nur jedes Komponistenjubiläum mit so tollen CDs gewürdigt werden würde. Aber vielleicht ist eine wundervolle Delius-CD ja besser, als 20 schnell gemachte Wagner-Produktionen. Die gibt’s dann im kommenden Jahr… |
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