Louis Spohr & Georges Onslow - KlaviermusikReizvolle, aber etwas arg brav geratene Retrospektivevon Rainer Aschemeier • 20. Oktober 2012
Howard Shelley ist ein heutzutage selten gewordenes Exemplar: Er feiert sowohl als Pianist als auch als Dirigent Erfolge, was ihn also schon mal in die Nähe solch illustrer Persönlichkeiten wie Daniel Barenboim, Vladimir Ashkenazy, Justus Frantz oder Christoph Eschenbach rückt. Shelley ist aber vor allem ein Vertreter der Rettung musikalischer Nischen die ihre Rettung auch verdient haben. Er spielte die Klavierkonzerte des Beethoven-Schülers Johann Nepomuk Hummel gleichermaßen ein, wie (als Dirigent) die von der Kritik hoch gelobte Gesamtedition der Sinfonien Louis Spohrs. Einer, der das sicher nicht tut, ist eben Howard Shelley, der beiden Komponisten auf dieser CD etwas drög-klassizistisch anmutende Interpretationen zukommen lässt, die jedoch den Vorteil haben, dass sie im positivsten Sinne „neutral“ wirken – also weder überkandidelt oder einschmeichelnd oder irgendwelche Aspekte des Vortrags überbetonend. Shelley lässt die „Romantik“ dieser unzweifelhaft emotionsgeladenen Musik einfach manchmal etwas (zu?) kurz kommen. Dennoch ist die ansonsten blitzsaubere Einspielung eine Empfehlung. Denn man kann ihrem Interpreten nicht vorwerfen, jedwelche Aspekte der Musik zu verfälschen. Das sind einfach ehrliche, werkgetreue Wiedergaben, die ohne Zweifel ihren Reiz haben. Der von Tonmeister Ben Connellan für meinen Geschmack etwas flach und höhenarm angelegte Sound ist meines Erachtens der größte Kritikpunkt an dieser Produktion, die manchmal den Charme von musikalischer Archivarsverzückung in sich trägt, aber im Endeffekt durchaus ihre Qualitäten hat. |
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