Dragon Rhyme - Musik von Jennifer Higdon, Kurt Weill und Chen YiHervorragende neue CD aus der Reihe "Wind Band Classics"von Rainer Aschemeier • 15. Oktober 2012
Eine einfach in allen möglichen Belangen perfekte neue CD ist jüngst in der Serie „Wind Band Classics“ bei Naxos erschienen. Sie beinhaltet drei Stücke für Blasorchester, zum Teil mit Soloinstrumenten. Alle drei Stücke sind in unterschiedlichem Ausmaß der modernen Musik zuzuordnen. Higdon gehört in den USA zu den inzwischen etablierten und höchstdotierten Komponistinnen der Gegenwart – und es ist eine Schande, dass sich der deutsche „Kulturbetrieb“ so vehement gegen so hervorragende Komponistenpersönlichkeiten wie sie oder auch ihre Kollegin Libby Larsen verschließt. Es folgt eine weitere Wiederentdeckung in Sachen Kurt Weill. Dieser deutschstämmige Komponist und US-Exilant ist heute vor allem für seine in Kooperation mit Bertold Brecht entstandene „Dreigroschenoper“ (und daraus entstammende Songs wie etwa „Mack the Knife“ – zu deutsch: „Die Moritat von Mackie Messer“) weltberühmt – so berühmt allerdings, dass quasi sein gesamtes restliches Oeuvre dem globalen Vergessen anheimfiel. Den Abschluss bildet das temperamentvolle und titelgebende Stück „Dragon Rhyme“ aus dem Jahr 2010, das als Auftragswerk für das Hartt School Wind Ensemble – das diese tolle CD eingespielt hat – entstanden ist. Es stammt von Chen Yi, einem chinesischstämmigen Komponisten. Wie das mit Auftragswerken manchmal so ist: Man hat – um ehrlich zu sein – schon Besseres gehört. Nichtsdestotrotz ist Chen mit seinem Versuch, Intervalle aus der traditionellen Peking-Oper mit westlicher Neuer Musik zu verknüpfen ein wenn nicht vollauf überzeugendes, so doch zumindest anregendes Werk gelungen, dass man sich mit Aufmerksamkeit und einigem Vergnügen anhören mag. Die Leistung des Hartt School Wind Ensemble unter dem Dirigat seines Leiters Glen Adsit ist auf dieser CD nichts weniger als g r o ß a r t ig! Den Anforderungen der zum Teil immens anspruchsvollen Musik vollständig gewachsen, mit einer begeisternden Klangkultur und einem extrem akkuraten Zusammenspiel ist dies ein Spitzenensemble, das weltweit ganz vorne mitmusizieren kann. Gleiches gilt für den hervorragenden, hoch auflösenden, hyperbrillanten HiFi-Sound dieser Scheibe: Er lässt nicht nur das Blech des Hartt School Wind Ensembles in Glanzgold strahlen, sondern er vergisst auch die Wärme der Holzbläser und die mächtigen Abgründe von Posaunen, Tuben und dem übermütig lärmenden Pauken-Finale des Chen Yi-Stücks nicht. Fazit: Eine der überraschendsten Positiv-Entdeckungen des laufenden Veröffentlichungsjahres mit einem musikalisch sehr überzeugenden Programm und einer interpretatorischen Glanzleistung, die auf einem Hifi-klanglichen Silbertablett serviert wird. Das kann logischerweise nur bedeuten, dass diese CD weit oben auf unserer the-listener.de Auswahlliste zur „CD des Jahres 2012“ notiert wird. |
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