R. Strauss - Eine Alpensinfonie / symph. Fantasie aus "Die Frau ohne Schatten" (2012)
• • • • • Richard Strauss - Eine Alpensinfonie + symphonische Fantasie aus "Die Frau ohne Schatten"Umwerfend! Die vielleicht bislang beste Orchesterproduktion des laufenden Jahres!von Rainer Aschemeier • 8. Oktober 2012
Die Geschichte des britischen Dirigenten Frank Shipway erinnert mich persönlich ein wenig an die seines polnischen Berufskollegen Stanisław Skrowaczewski: Jahrzehntelang wurde er mit Missachtung gestraft, fristete ein künstlerisches Dasein als Chefdirigent obskurer, hierzulande kaum bekannter Orchester und legte – wenn überhaupt – gerade mal zwei Handvoll CD-Aufnahmen auf noch obskureren CD-Labels vor (in Shipways Fall war dies unter anderem eine CD-Produktionsfirma mit dem schönen Namen „Sonia“). Nun, im hohen Alter, erkennt man plötzlich die herausragende Klasse dieser im Livebetrieb schon lange etablierten Dirigentenpersönlichkeiten. Nun beeilt man sich, mit ihnen Studioaufnahmen einzuspielen, bevor das Karriereende absehbar wird. Was auch immer man davon halten mag, Eines kann man kaum bestreiten: Die herausragende Klasse der dabei entstandenen CD-Produktionen. In Skrowaczewskis Fall war es vor etwa fünf Jahren eine der meist beachteten und gelobten Beethoven-Sinfonien-Gesamteinspielungen, die er seinerzeit auf Oehms Classics mit dem Sinfonieorchester des Saarländischen Rundfunks realisieren konnte. Dessen „Alpensinfonie“ gilt vielen glühenden Anhängern des „letzten Spätromantikers“ (wie Strauss oft tituliert wird) als die Königsklasse im Instrumentalwerk des Münchener Komponisten. An diesem heiligen Gral duldet der eingefleischte „Straussianer“ nur ebenso heilige Interpretenhände. Gemeinhin gilt demnach die Karajan-Einspielung der immens aufwändigen „Alpensinfonie“, deren Orchesterbesetzung unter anderem Windmaschine und Kirchenorgel umfasst, als die maßgebliche Interpretation. Als „Geheimtipp“ schickt man dann oft und gern noch die famose DECCA-Produktion des Cleveland Orchestra unter Vladimir Ashkenazy ins Rennen. Nun gesellt sich in diesen erlauchten Kreis also auch der von Herbert von Karajan, Giuseppe Sinopoli und Lorin Maazel geschulte Strauss-Spezialist Frank Shipway – und zwar in Begleitung des in letzter Zeit vielfach hoch gelobten Sinfonieorchesters aus der brasilianischen Megacity São Paulo (Kritiken und Hintergründe zu diesem Orchester siehe unter anderem hier und hier). Bereits bei den ersten pianissimo-Tönen dieser SACD aus Schweden wird zumindest eines klar: Diese Produktion ist nicht weniger als ein HiFi-Ereignis und lässt selbst die seinerzeit klangstarke DECCA-Produktion mit Schamesröte im Gesicht zurück. Hier hat BIS-Tonmeister Thore Brinkmann wahrlich ganze Arbeit geleistet. Wer eine so dicht gesetzte Partitur klanglich so transparent auf Tonträger bannen kann, gehört zur Speerspitze der HiFi-Könner. Mit der höchst willkommenen „Zugabe“, der „symphonischen Fantasie aus ‚Die Frau ohne Schatten‘“ beinhaltet die Scheibe zudem noch ein selten zu hörendes, äußerst interessantes und von Richard Strauss selbst verfasstes sinfonisches „Best-Of“-Programm aus dessen großartiger Oper gleichen Namens. Herz, was begehrst Du mehr? Im diesjährigen, bislang im Durchschnitt eher schwach zu nennenden Veröffentlichungsjahr 2012 steht diese SACD wie ein Fels in der Brandung. Keine Frage, dass sie damit auch ein heißer Anwärter auf den Titel „CD des Jahres“ bei www.the-listener.de ist. Aber bis zum Jahr 2013 sind es ja noch ein paar Monate. the-listener.de hört weiter. |
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