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The Listener

Blog für klassische Musik und mehr! ...seit 2003

Fugenbrücke - Konrad Lang / Ludwig van Beethoven
Katharina Deserno (Cello) und Nenad Lečič (Klavier)

(2012)
Kakeidos Musikeditionen / musikeditionen.de

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"Fugenbrücke" - Werke für Violoncello und Klavier von Konrad Lang & Ludwig van Beethoven

Eine der ungewöhnlichsten Komponistenbiografien der letzten Jahre

von Rainer Aschemeier  •  6. Oktober 2012
Katalog-Nr.: KAL 6315-2 / EAN: 4260164631526

„Werke für Violoncello und Klavier von Konrad Lang & Ludwig van Beethoven“ steht unschuldig auf dem CD-Cover der CD „Fugenbrücke“ aus dem qualitätvollen Programm des kleinen deutschen Labels „Kaleidos Musikeditionen“. Nun, jeder kennt Ludwig van Beethoven… aber wer bitteschön ist Konrad Lang?

Das ist womöglich die erste Frage die sich stellt, wenn man dieser CD begegnet.
Konrad Lang, so klärt uns das CD-Booklet auf, wurde 1943 geboren und scheint ein großer Verehrer der Musik Johann Sebastian Bachs zu sein… was auch von Beethoven überliefert ist. Von Letzterem ist der Aussprich überliefert „Nicht Bach – MEER sollte er heißen!“.
Über Konrad Lang aber hat man auch nach einer ausführlicheren Internetrecherche oder nach einem Blick in die größte Musikenzyklopädie, die es gibt („Musik in Geschichte und Gegenwart) noch nichts, aber auch gar nichts an weiterführenden Informationen gewonnen.

Zum Glück gibt es im CD-Booklet einen biographischen Abriss, und der hat es in sich: Konrad Lang studierte zwar (unter anderem) Musikwissenschaft, machte dann aber beruflich als Mathematiker Karriere (Lehrtätigkeit an den Universitäten München und Bayreuth sowie an der Münchener Universität der Bundeswehr). Später wechselte er in die Industrie und machte sich schließlich mit einer Softwarefirma selbstständig. Heute fungiert er als Berater von Software-Startups.
Aha. Und wieso schreibt der Mann Musik?
Neben seiner beruflichen Laufbahn studierte Konrad Lang diverse musiktheoretische und -praktische Fachgebiete bei renommierten Lehrern. Als Flötist war er solistisch und beim Mainzer Bach-Orchester aktiv. Kompositionsstudien erhielt er über sechs Jahre bei dem ostdeutschen Komponisten Tilo Medek.

Ich könnte mir das alles hier sparen, wenn ich den Eindruck hätte, dass wir es hier mit Musik eines Hobbykomponisten zu tun hätten, die nicht weiter erwähnenswert wäre. So ist es aber nicht! Vielmehr finde ich, dass Konrad Lang eine qualitativ hoch interessante Stimme in der deutschen Neue Musik-Szene ist. Bedenkt man, dass das Aufführungs-Debüt einer seiner Kompositionen erst 2003 erfolgte, im zarten Lebensalter von 60 Jahren also, ist das doch eine ganz bemerkenswerte Geschichte. Sie wird umso bemerkenswerter, je länger man sich mit Konrad Langs Werk beschäftigt.
Die vorliegende CD „Fugenbrücke“ stellt drei Werke Konrad Langs von Violoncello und Klavier aus den Jahren 2002, 2007 und 2011 vor. Dazu kommt die härteste „Konkurrenz“, die sich ein Komponist überhaupt nur vorstellen kann: Beethoven!
Dessen Cellosonate op. 102 Nr. 2 wird gemeinhin zu den größten Errungenschaften, die für die Besetzung Cello/Klavier überhaupt geschrieben wurden gezählt.
Verblassen da die Stücke Langs nicht zur Nullnummer?

Durchaus nicht! Und gerade das ist das Besondere: Konrad Lang schreibt Musik, die weitaus gegenwärtiger, spannender, frischer ist, als sie das Gros seiner Kollegen im deutschsprachigen Raum zurzeit komponiert. Seine musikalische Sprache erinnert an… tja, an wen…
Ein Vergleich fällt da schwer. Könnte es sein, dass dieser Konrad Lang tatsächlich auch eine Individualität mit sich bringt, die man nicht so oft findet in diesen Tagen?
Immerhin – Eines kann man schon feststellen: Die deutschen Expressionisten scheinen Konrad Lang gut zu gefallen. Jedenfalls ist seine Musik neben aller Diesseitigkeit musiktraditionell gesehen am Ehesten im Expressionismus der 1920er-/30er-Jahre geerdet – ...was nicht heißen soll, dass sie genau so klänge. Vielmehr ist es ein „Nachhall“ dieser Zeit, der sich im durchaus modern zu nennenden Werk Konrad Langs wiederfindet.

Das ist beachtliche, tolle Musik, die wir hier vorfinden. Und es wäre zu wünschen, dass sich ein Publikum dafür findet.
Und das möchte Kaleidos Musikeditionen wohl mit der populären Beethoven-Sonate ködern. Nun ist bekannt, dass es sich bei dieser Sonate nicht nur um eine der besten Cellosonaten überhaupt handelt, sondern auch um eine, um deren Interpretationsmöglichkeiten schon ganze Bücher geschrieben wurden. Wer hier als Musiker nicht zu 100% sein Handwerk versteht, hat bei dieser Musik von vorn herein verloren.

Zum Glück spielen auf dieser CD aber Katharina Deserno und Nenad Lečič – also jenes Duo, welches ich erst kürzlich im Rahmen der CD „Hommage á Clara Schumann“ so ausdrücklich gelobt hatte (Rezension dazu siehe hier). Und dieses Lob lässt sich erfreulicherweise auch bei der hier vorliegenden CD aufrecht erhalten.
Für Konrad Langs Musik sind Deserno und Lečič erste Wahl. Beethoven wirkt in ihrer Lesart manchmal etwas trocken, ja, vielleicht etwas zu akademisch. Es fehlt ein wenig die Emotion. Dies überrascht umso mehr, als dass ja die romantischen Stücke auf der „Hommage á Clara Schumann“-CD in jeder Hinsicht (auch emotional) überzeugend ausgeführt waren.

Wie dem auch sei: „Fugenbrücke“ ist eine verdammt spannende Angelegenheit. Sehr ans Herz gelegt sei jedem Neue Musik-Interessierten hier das kammermusikalische Œuvre Konrad Langs zu kosten – es ist eine der schmackhaftesten Mischungen Neuer Musik, die ich seit längerer Zeit vernommen habe. Abschließend ein Wort zum Klang: Sehr amtlich! So macht Kammermusik auch auf der guten HiFi-Anlage Spaß.

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