21st century portraits - Shih (2012)
• • • 21st century portraits - ShihEntgegen der "Tradition"?von Rainer Aschemeier • 1. Oktober 2012
Im Jahr 1974 kam ein 24-jähriger taiwanischer Musikstudent nach Österreich, um an der Wiener Universität für Musik und darstellende Kunst Komposition und Harfe zu studieren – so schreibt es jedenfalls die wikipedia. Sie ist eine der wenigen Quellen, bei denen man überhaupt fündig wird, wenn man etwas mehr über Shih herausfinden will – jenen Musikstudenten von damals, der heute zu den in Österreich ansässigen Komponisten Neuer Musik zählt. Da hat sich das inzwischen in Österreich ansässige capriccio-Label also für seine sehr löbliche „21st century portraits“-Reihe ein zumindest tonträgermäßig noch reichlich unbeackertes Feld ausgesucht. Die Titel der auf dieser CD-Retrospektive versammelten Stücke sind überwiegend programmatisch: „Die Überquerung des Flusses“, „Wanderschaft“ und „Trennung“ – wobei „Die Überquerung des Flusses“ und „Trennung“ einem Zyklus aus ursprünglich drei Stücken entstammen, der im Booklet-Text etwas lapidar als „Fluss-Tryptichon“ bezeichnet wird. Das Ensemble „Die Reihe“ musiziert unter der Leitung von Georg Fritzsch die meisten der genannten Werke. Bei dem Stück „Trennung“ kommt das National-Sinfonieorchester aus Shihs Heimat Taiwan zum Einsatz. Hier dirigiert dann Chien Wen-Pin. Laut Booklet sind die meisten Aufnahmen vom österreichischen Rundfunk mitgeschnitten worden. Sowohl interpretatorisch als auch klanglich sind die auf dieser CD zu hörenden Mitschnitte wirklich gut – wenngleich in beiden genannten Aspekten nicht perfekt. Am besten gefällt mir das abschließende Stück „Trennung“, bei dem das National-Sinfonieorchester Taiwans eine lupenreine Leistung vorlegt und auch der Klang stimmt. Zudem finde ich in diesem Fall auch die rund zwanzigminütige Komposition mit dem beständig klingenden Gong wirklich originell. Fazit: Die CD bietet eine sicher fällige Retrospektive der Musik von Shih. Die Einspielungen sind nicht allererste Sahne, aber im Großen und Ganzen gut. Das Highlight der CD ist das Stück „Trennung“ – sowohl kompositorisch als auch interpretatorisch. |
StöbernVerwandte / ähnliche Artikel: ArchivAlle Reviews können im Archiv nachgeschlagen werden. Dort ist auch eine gezielte Suche möglich. |