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The Listener

Blog für klassische Musik und mehr! ...seit 2003

"Wartime Music" Vol. 1 - Mjaskowski
St. Petersburg State Academic Symphony Orchestra - A. Titov

(2012)
Northern Flowers / codaex

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Nikolai Mjaskowski - Sinfonien Nr. 22, op. 54 + 23, op. 56

Leider etwas wackelige Darbietung zweier wichtiger sinfonischer Werke

von Rainer Aschemeier  •  20. September 2012
Katalog-Nr.: NF/PMA 9966 / EAN: 4607053328677

Eine ziemlich spannende CD-Reihe wurde 2009 vom russischen CD-Label „Northern Flowers“ begonnen, das sich hauptsächlich um Veröffentlichungen rund um die Komponistenelite der Musikstadt St. Petersburg bemüht.
Mit „Wartime Music Vol. 1“ landete das Label dann auch gleich einen veritablen Volltreffer, indem es die 22. und 23. Sinfonie des großartigen russischen Sinfonikers Nikolai Mjaskowski veröffentlichte. Mjaskowski erfreut sich einer kleinen, aber hartnäckigen Anhängerschaft. Der Prokoffjew-Freund und Schostakowitsch-Zeitgenosse schrieb insgesamt 27 Sinfonien und zusätzlich noch drei kleinere Werke, die er jeweils als „Sinfonietta“ bezeichnete.
Die Mjaskowski-CD aus der oben genannten Reihe ist unlängst wiederveröffentlicht worden. Grund genug, damit the-listener.de einmal reinhört!

Das beeindruckende sinfonische Gesamtwerk (mit Ausnahme der Solokonzerte) dieses hervorragenden und noch immer nicht genügend gewürdigten Komponisten spielte einst der legendäre Evgeny Swetlanow ein – in einer Referenzedition, die derzeit bei Warner classics erhältlich ist und – so viel sei verraten – auch nach dem Hören dieser CD aus dem Jahr 2009 unerreicht bleibt.

Der hierzulande noch immer ungerechtfertigt unbekannte Komponist Nikolai Mjaskowski

Gleichwohl kann man dieser neuen Version der beiden Mjaskowski-Sinfonien etwas abgewinnen. Nicht nur wurden hier zielsicher zwei der besten und bedeutendsten sinfonischen Werke des russischen Maestros ausgewählt, sondern sie erklingen vom St.-Petersburg State Academic Symphony Orchestra unter Leitung von Alexander Titov auch in recht ansprechenden Interpretationen.

Wir erinnern uns: Im vergangenen Jahr hatte Titov mit seinem St. Petersburger Staatsorchester eine herausragende CD mit Orchesterwerken des heute weitgehend vergessenen Schostakowitsch-Freundes Gavriil Popov vorgelegt – und war damit aus dem Stand in der www.the-listener.de-Jahresbestenliste 2011 gelandet.
Die beeindruckende Präzision des Orchesterapparats, die Dirigent Titov anno 2011 mit seiner Popov-Einspielung zu erreichen wusste, klappte anno 2009 bei den ungleich dichter komponierten Mjaskowski-Stücken leider nicht ganz so überzeugend.
Das liegt vor allem an dem St.-Petersburg State Academic Symphony Orchestra, dass bei dieser Miaskowksy-CD immer wieder mit unsicheren, stellenweise fransenden ersten Violinen negativ auf sich aufmerksam macht. Hinzu kommt die alte, mysteriöse „russische Krankheit“, nämlich wacklige, „kieksige“ Holzbläser.

Das alles wäre gar nicht so schlimm und fällt den meisten wohl sogar gar nicht erst auf, wäre da nicht die in allen Punkten grandiose Swetlanow-Einspielung aus den 1980er- und 1990er-Jahren. Sie bleibt nach wie vor die Referenzedition für dieses hervorragende und entdeckenswerte sinfonische Repertoire.

Da aus unerfindlichen Gründen auch der Aufnahmeklang nicht das Gelbe vom Ei ist (2011 hatten wir die Popov-Aufnahme auf dem gleichen Label mit der gleichen „Besatzung“ ja zum klanglichen Highlight des Jahres küren können), kann man diese CD also zwar positiv zur Kenntnis nehmen, sollte es aber tunlichst vermeiden, mit ihr die Swetlanowschen Mjaskowski-Großtaten der Vergangenheit substituieren zu wollen.
Titov und seine St. Petersburger interpretieren diese Mjaskowksi-Sinfonien ganz gut, Swetlanow und sein Russisches Staatssinfonieorchester hingegen schienen sie wahrhaftig zu lieben, zu leben, ja geradezu auszuatmen.

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