"Momentum" - Nordische Cellokonzerte (2012)
• • • • Per Nørgård, Arne Nordheim & Kaija Saariaho - CellokonzerteEine anspruchsvolle CDvon Rainer Aschemeier • 12. September 2012
Eine mutige CD erschien unlängst beim norwegischen Label für Neue Musik: Aurora Music. Mutig ist sie deshalb, weil es sich bei ihr um eine Zusammenstellung von Cellokonzerten aus den letzten Jahren handelt, die allesamt als nicht leicht verdaulich charakterisiert werden können. Per Nørgårds Cellokonzert Nr. 2 mit dem Untertitel „Momentum“ wurde 2009 geschrieben und ist dem auf der vorliegenden CD zu hörenden Solisten Jakob Kullberg gewidmet. Der dänische Komponist, der in der Vergangenheit vor allem mit seinen Versuchen von sich reden machte, bestimmte Phänomene aus dem Bereich der Mathematik auf kompositorische Prozesse zu übertragen, hat mit diesem Stück das wohl noch konservativste Stück auf dieser CD-Zusammenstellung vorgelegt. Es ist ein Cellokonzert, dem man anhört, dass Nørgård sich mit dem etwa zwanzig Minuten langen Stück in einer Tradition moderner Cellokonzerte sieht, die in seiner Sichtachse wohl auch diejenigen von Alfred Schnittke und Dmitri Schostakowitsch einschließt, denn zuweilen wirkt Nørgårds Konzert wie die logische Fortsetzung dieser beiden gewichtigen Werke. Mit „Tenebrae – Konzert für Cello und Kammerorchester“ folgt das Konzert des leider 2010 verstorbenen norwegischen Komponisten Arne Nordheim. Auch er studierte einst, wie Per Nørgård, bei dem großen alten Mann der dänischen Neuen Musik: Vagn Holmboe. Abschließend können wir mit „Amers“, dem 1992 entstandenen ersten Cellokonzert der finnischen Komponisten Kaija Saariaho das – wie beinahe zu erwarten war – spannendste Stück hören. Ob es auch das beste der drei Konzerte ist, sei dahingestellt. Das spannendste ist es allemal. Kaija Saariaho ist einfach eine Meisterin der Instrumentation und schaffte es bei „Amers“ durch den (zaghaften) Einbezug von Elektronik unwirkliche, ungemein eindringliche Klangwelten zu erzeugen. Das polnische New Music Orchestra aus Katowice (einst bekannt als Kattowitz) erweist sich als ein sehr hochklassiges Ensemble, dass diesen durchwegs sehr anspruchsvollen Stücken scheinbar mühelos gewachsen ist. Dirigent Szymon Bywalec erledigt seinen Job mit Bravour und enthüllt auf vorbildliche Weise das ganze Potenzial der Partituren. Solist Jakob Kullberg spielt ohne jedweden Makel. Insgesamt muss man den Hut ziehen vor dieser blitzsauberen Interpretation, die in Anbetracht der immens schwierigen Stücke eine beachtliche Leistung ist. Alles in allem ist das hier eine CD für fortgeschrittene Fans Neuer Musik mit überwiegend sehr guten Kompositionen und einer fabelhaften Interpretation. Die leichten Defizite an der Klangfront sind im Endeffekt kaum der Rede wert, könnten anspruchsvolle HiFi-Fans aber etwas ärgern. |
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