Latin American ClassicsDie Rückkehr! Nach über vier Jahren endlich wieder ein "Lebenszeichen" von Theodore Kucharvon Rainer Aschemeier • 3. September 2012
Diese CD markiert die Rückkehr eines der interessantesten Dirigenten der letzten 20 Jahre. Ich hatte schon befürchtet, man würde gar nichts mehr von ihm hören, doch hier ist er wieder: Theodore Kuchar! Kuchar baute seine Dirigierkarriere weiter aus und hält derzeit den Chefdirigentenposten bei nicht weniger als vier internationalen Ensembles, darunter das Fresno Philharmonic Orchestra (seit 2001), das Reno Chamber Orchestra (seit 2003), das Janáček Philharmonic Orchestra im tschechischen Ostrava (seit 2005) und neuerdings auch das Orquesta Sinfónica de Venezuela (seit 2011). Nun sind Klassik-Orchester aus Venezuela nicht so exotisch, wie man meinen möchte. Schließlich haben es Gustavo Dudamel und sein Orquesta Sinfónica Simón Bolivar zu herausragendem Weltruhm und zu einem Plattenvertrag mit der Deutschen Grammophon Gesellschaft gebracht. Die CD macht aber, wenn man denn erst einmal die Scheu vor dem Fremden überwunden hat, eine Menge Spaß. In der Tat haben Kuchar und sein Orchester überwiegend „schmissige“, leicht verdauliche Orchesterstücke ausgewählt, die mit der richtigen Dosis Exotismus und Tanzmusikflair den Staub aus den HiFi-Boxen wehen. Wäre da nicht zwischendurch immer mal wieder ein Anflug von „ernsthafter“, anspruchsvoller Musik (so etwa bei Alberto Ginasteras „Four Dances from Estancia“ oder Arturo Márquez‘ „Danzón No. 2“), wäre diese CD am Ehesten ein Fall für die Fraktion „Light Classical“ respektive „leichte Klassik“. Keine Frage: Nicht alles auf dieser CD ist geschmackssicher. Der eine oder andere venezolanische Komponist, der hier vorgestellt wird ist – um im Fußballjargon zu sprechen – dritte Liga. Aber es gibt hier auch Überraschungen und echte Entdeckungen. So ist etwa das bereits erwähnte Werk von Arturo Márquez ein bemerkenswert gut gemachtes Stück Orchestermusik, dass die unbestreitbar glanzvolle Geschichte lateinamerikanischer E-Musik verhalten aber würdevoll in ein neues Jahrtausend führt. Das Orquesta Sinfónica de Venezuela beweist mit diesem Programm, dass es in der Lage ist, internationale Standards offenbar ziemlich mühelos zu erfüllen. Echte Schwachstellen sind in diesem groß besetzten Orchester nicht auszumachen. Gelegentlich hapert es noch etwas bei der Präzision, doch das wird Theodore Kuchar schon richten – schließlich ist er als Perfektionist bekannt. |
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