H. Berlioz - Symphonie Fantastique / Le Corsaire (Ouvertüre) (2012)
• • • • Hector Berlioz - Symphonie fantastique / Le corsaireLeonard Slatkins furioser Auftakt in Lyonvon Rainer Aschemeier • 29. August 2012
Einspielungen der „Symphonie fantastique“ sind Legion auf dem internationalen CD-Markt. Umso erstaunlicher eigentlich, dass es bei uns auf www.the-listener.de in den immerhin neun Jahren, die wir inzwischen im www unterwegs sind, bislang noch nie eine Rezension einer Einspielung des Stücks gegeben hat. Die Kombination Slatkin/Berlioz sollte eigentlich schon ausreichen, um die Käufer zu locken – gilt Slatkin mit seinen höchst gelobten Einspielungen der Dukas-Sinfonie auf RCA, seinen Tschaikowsky-Beiträgen (ebenfalls RCA) sowie seinen sehr sehr guten Mahler-Interpretationen (auf Telarc) doch als Spezialist für die herausragenden Romantiker, „Stürmer und Dränger“. Dieser Schritt erscheint mutig, denn die Destination Lyon mit seinem Orchester, das zwar bereits verzügliche Aufnahmen abgeliefert hat, ansonsten aber noch immer eher als Geheimtipp unter den europäischen Spitzenensembles gilt, muss man nicht zwingend als Aufstieg in der Karriere des Stardirigenten deuten. Leonard Slatkin hat eine Stärke des Orchesters aus Lyon offenbar sofort ausgemacht und setzt gezielt dort an, wo es schon von Hause aus am besten war, nämlich bei seiner beeindruckenden Fähigkeit zur dynamischen Feinabstufung. Eine „Marotte“ von Leonard Slatkin, die auch in der hier neu vorliegenden Einspielung deutlich wird, ist seine Vorliebe für eher langsame Tempi. Das steht insbesondere dem zweiten Satz („Ein Ball“) sowie dem dritten („Szene auf dem Lande“) ausgezeichnet zu Gesicht. Wie im dritten Satz gewissermaßen „die Stimmung kippt“, wie der tragischen Liebesgeschichte, die Berlioz der Sinfonie zugrunde gelegt hat, plötzlich die diabolische Selbstvernichtungsvision des Protagonisten entspringt, hat Slatkin in beeindruckend psychologisierender Weise freigelegt. Etwas enttäuschend finde ich hingegen den „Marsch zum Schafott“, der mir einerseits etwas zu sehr auf vordergründigen Effekt zielt, andererseits sehr zäh und langsam ausgefallen ist. Das Plärren der Posaunen (im Original übrigens die heute nicht mehr gängige Ophikleide, die einst wohl etwas weniger „apokalyptisch“ tönte als die heute meist eingesetzte klangmächtigere Posaune) und die Triolen der Pauke sind hier zwar vorbildhaft zu hören, doch das rechte „Feeling“, die unheilvolle Spannung über der Szenerie, wollen nicht so recht aufkommen. Halten wir also fest: Erstens – Diese Einspielung der Symphonie fantastique ist bemerkenswert transparent dirigiert, gespielt und aufgenommen. Es gibt wohl kaum eine bessere CD, wenn man Berlioz‘ Orchestrierung studieren will und sich mit einer Studienpartitur vor die HiFi-Anlage pflanzen möchte. Auf dieser sensationell hoch auflösend eingespielten CD hört man einfach alles! Ich würde diese CD durchaus empfehlen, denn sie ist in der Tat sehr gelungen und offenbart einen durchaus individuellen Interpretationsansatz, der es sehr wohl wert ist, gehört zu werden. Gleichwohl kann man kaum verleugnen, dass es insgesamt betrachtet in sich stimmigere Einspielungen auf dem Markt gibt. In jedem Fall aber ist die Scheibe ein echtes HiFi-Highlight! |
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