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The Listener

Blog für klassische Musik und mehr! ...seit 2003

E. Bloch - Schelomo, From Jewish Life, Voice in the Wilderness / M. Bruch - Kol Nidrei
BBC Scottish Symphony Orchestra - I. Volkov; N. Clein (Cello)

(2012)
Hyperion

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Ernst Bloch / Max Bruch - Orchestermusik mit obligatem Violoncello

Bloch und Bruch in selten dagewesener Klangfülle

von Rainer Aschemeier  •  24. August 2012
Katalog-Nr.: CDA67910 / EAN: 034571179100

Ernest Bloch, der 1880 in der Schweiz geborene und 1916 in den USA sesshaft gewordene Komponist, bezog wie kaum ein Zweiter seine jüdische Abstammung in sein kompositorisches Werk mit ein. Dies ging so weit, dass er heute als einer der Haupttheoretiker der „Zionismus“-Bewegung gehandelt wird (wie zum Beispiel nachzulesen in Micha Brumliks viel diskutiertem Buch „Kritik des Zionismus“, erschienen 2007 in der DVA).

Vorliegende CD stellt drei der sechs Werke aus Blochs sogenanntem „jüdischen Zyklus“ vor, darunter mit der hebräischen Rhapsodie „Schelomo“ das wohl bekannteste Stück des Komponisten. Mit „From Jewish Life“, einer 1924 in den Vereinigten Staaten komponierten Kammermusiksuite, die hier in einer nachträglich orchestrierten Fassung erklingt, und der sinfonischen Dichtung „Voice in the Wilderness“ von 1936 wäre das hier schon ein reizvolles Package und eine „runde Sache“. Doch das britische Hyperion-Label offeriert seinen Hörern noch mehr Musik und packt auch gleich noch das populäre Stück „Kol Nidrei“ von Max Bruch mit auf die CD.
Sämtliche Werke sind für großes Sinfonieorchester mit obligatem Solocello gesetzt. Vor allem Blochs „Schelomo“ kann man in dieser Hinsicht getrost auch als Cellokonzert begreifen – auch, wenn das der Komponist so nicht druntergeschrieben hat.

Die Musik dieser CD bezieht ihren Reiz aus der Verquickung jüdisch-hebräischer Melodien aus Liturgie und/oder Volksmusik mit der Kunstmusik mitteleuropäischer Prägung. Im durchwegs spätromantischen Klangrausch, der sich auch dank des vorzüglichen „Breitband-Sounds“, den das audiophile Hyperion-Label hier veranstaltet, voll entfalten kann, wirkt die reich mit exotischen Verzierungen ausgestattete, melancholisch gefärbte Musik hochgradig emotional. Dies ist auch ein Verdienst des israelischen Dirigenten Ilan Volkov, der hier dem BBC Scottish Symphony Orchestra (dem er zwischen 2003 und 2009 auch vorstand) absolute Schwelgerei und quasi-impressionistisches „Farbentupfen“ verordnete. Als Hörer fühlt man sich hier gelegentlich wie von einer spätromantischen „Orchesterwelle“ überrollt – was zweifellos eindrucksvoll ist, aber vielleicht gelegentlich auch ein bisschen zu viel des Guten.
Auch Cellistin Natalie Clein trägt mit ihrem ungewöhnlich tiefen, sonoren und warmen Celloklang dick auf, indem sie lange Parts ihres Solovortrags in flirrendes Vibrato taucht.
Keine Frage: Auf dieser CD ist Bloch noch durch und durch ein Spätromantiker alter Schule, hier darf er’s sein. Es gibt andere Einspielungen, die Bloch näher an die Expressionisten rücken, mit Vibrato eher geizen, die Ecken und Kanten dieser Musik betonen. Diese Hyperion-CD gehört nicht dazu. Den Exotismus der Musik betonender, grenzenloser Schönklang ist hier das Programm.

Kein Wunder, dass die überzeugendste Interpretation auf dieser CD bei Max Bruchs Adagio „Kol Nidrei“ gelingt. Bruchs elegische Musik kann das Pathos der Interpretation absolut vertragen, blüht darunter sogar auf. Wir haben viel zu wenig gute Bruch-Einspielungen am Markt (ein Umstand, über den ich mich bei www.the-listener.de wiederholt ausgelassen habe, unter anderem hier und hier). Dies ist mal eine besonders gut gelungene Aufnahme; doch paradoxerweise sind es gerade die interpretatorischen Mittel, die dem Bruch-Stück zugute kommen, welche den Bloch-Werken auf dieser CD weniger gut zu Gesicht stehen.

Ich bin mir darüber im Klaren, dass eine kritische Bewertung auf dieser Ebene ins Subjektive abgleiten muss, dass es Hörer geben wird, die angesichts dieser hoch emotionalen Bloch- und Bruch-Aufnahmen jubeln werden. Ziemlich tadellos gespielt und aufgenommen ist die CD jedenfalls. Für mein persönliches Empfinden ist die gut sechzigminütige Pathos-Schau dieser neuen Hyperion-CD etwas „Over the Top“; oder anders formuliert: Über’s Ziel hinausgeschossen!

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