M. Ravel / E. Bloch / L. Janáček - Musik für Violine und Klavier (2012)
• • • • • Maurice Ravel / Ernest Bloch / Leoš Janáček - Musik für Violine und Klavier (CD + DVD)Irrlichternde Kammermusik-Amour fou - Atemberaubend!von Rainer Aschemeier • 1. August 2012
Ganz hin und weg bin ich von einer neuen CD-/DVD-Kombi des britischen Labels „Orchid Classics“. Abgesehen davon, dass die Kombination der Stücke kaum schöner sein könnte, ist auch die Interpretation absolut einzigartig: Selten habe ich einen schöneren Geigenton gehört, als bei Christina Åstrand. Mit ihrer Stradivari aus dem Jahr 1705 erzeugt sie einen Klang, der einem im positiven Sinne die Nackenhaare senkrecht stellt. Auch das Klavierspiel Per Salos ist Gänsehaut pur! Selten habe ich ein Duo gehört, dass so hervorragend zusammen harmoniert. Per Salos atemberaubende Rubati scheinen in Christina Åstrands sensiblen Geigenspiel ihren kongenialen Gegenpart zu finden. Hier musizieren zwei zusammen, die sich blind verstehen, die vorauszuahnen scheinen, wann und wie der/die Andere gleich musikalisch agieren wird. Auch Leoš Janáčeks Violinsonate, die er 1914 schrieb, erfährt auf dieser fabelhaften Neuerscheinung eine mustergültige Interpretation. Es liegt nahe, dieses melancholisch-dramatische Werk mit dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs zusammenzubringen, jedoch ist dies vielleicht auch eine dualistische Einschätzung die sich nicht halten lässt. Unter den drei Sonaten ist Janáčeks Stück jedefalls die formal klassischste und enthüllt in ihrer Schlichtheit einen weiteren funktionalen Aspekt dieser CD: Den von Orchid Classics-Tonmeister Jan Oldrup absolut ungewöhnlich und individuell angelegten Sound. Sehr, sehr hallig – man mag in Sachen Klangeindruck getrost von Tropfsteinhöhle sprechen – und ätherisch „fließen“ hier Geige und Klavier durchs CD-Programm. Mit einer realistischen Klangumgebung hat das nichts, aber auch nicht das Geringste zu tun. Dass dieser Ansatz kein Zufall, sondern vielmehr die reine Absicht ist, zeigt auch die DVD, die man mit dem Kauf dieser Novität miterwirbt. Alles an dieser CD-/DVD-Kombi scheint uns entgegenzurufen: Diese Musik ist nicht irdisch, sie kommt irgendwie aus einer anderen Welt. ...muss sie/er aber auch nicht. Diese CD funktioniert genau so, wie sie ist. Sie gehört zu den zwar unrealistischsten und gekünsteltesten Produktionen, die ich in diesem Jahr bislang gehört bzw. gesehen habe. Gleichzeitig aber stehe ich ihr gewissermaßen wehrlos gegenüber und bekomme den Eindruck nicht los, dass es so, genau so richtig ist. Fazit: Für mich eine der faszinierendsten Neuerscheinungen der letzten Jahre und ganz heißer, geradezu glühender Anwärter auf den Titel „CD des Jahres“, hier bei www.the-listener.de. Diese CD-/DVD-Produktion ist in höchstem Maße artifiziell und ein Kunstwerk in sich. ((Das Hörexemplar der CD für diese Besprechung wurde uns freundlicherweise vom Vertrieb des Labels, der Firma Naxos, zur Verfügung gestellt.)) |
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