Ch. Graupner - Konzerte und Ouvertüren für Chalumeau (2012)
• • • • • Christoph Graupner - Konzerte und Ouvertüren für ChalumeauLebhafte Musik für ein (fast) vergessenes Instrumentvon Rainer Aschemeier • 14. Juli 2012
Zu den vielen Instrumenten der Barockzeit die heute völlig in Vergessenheit geraten sind, gehört wohl auch das Chalumeau. Fragt man selbst versierte Kenner Alter Musik danach, was denn eigentlich ein Chalumeau überhaupt sei, antworten nicht wenige, es sei quasi ein und dasselbe wie die immerhin noch vage aus der Volksmusik bekannte Schalmei. Das stimmt so jedoch nicht! Die deutsche Schalmei ist ein Doppelrohrblattinstrument und als Solches am ehesten mit der heutigen Oboe verwandt. Das Chalumeau hingegen besitzt nur ein Rohrblatt und ist sowohl klanglich als auch instrumentenbaumäßig ein Vorläufer der heutigen Klarinette. Ja, das Instrument entstand im 17. Jahrhundert gar aus dem Bestreben heraus, den Tonumfang einer Blockflöte (!) zu erweitern. Doch bevor wir uns an dieser Stelle in Kinkerlitzchen des Instrumentenbaus verlieren, sollten wir uns lieber freuen! Unlängst nämlich erschien eine CD vom niederländischen High Quality-Label Challenge Classics, und sie bringt uns das Chalumeau wieder zu Gehör. Die CD setzt ein Chalumeau-Konzert und zwei Ouvertüren mit prägnantem Chalumeaupart gekonnt in Szene. Als „Trenner“ zwischen den Stücken fungieren zwei grazile Violinsonaten – ...ohne Chalumeau. In den Sonaten oft sentimental versponnen, in den Orchesterstücken unverhohlen ausgelassen, erreichen die Graupner’schen Werke womöglich nicht die „Extraklasse“ der ganz Großen der Barockzeit. Sie zeigen aber vielleicht sogar besser als jene, wie und wofür diese Musik einmal gedacht war. Unnatürlich verwöhnt von den Kronjuwelen der Bach-, Telemann- und Händel-Ära, sind wir es kaum noch gewohnt, dass Barockmusik aus Deutschland so schwungvoll und versonnen daherkommen kann. Diese CD zeigt, dass es in Deutschland nicht nur Komponisten gegeben hat, die man fast als „Wissenschaftler der Fuge“ bezeichnen möchte. Es gab eben auch solche wie Graupner, die nicht für die hohe Kunst sondern für das pralle Leben schrieben. An dieser Stelle möchte ich auch noch einmal zu einem ähnlich gelagerten Fall verlinken, den ich im Herbst vergangenen Jahres besprechen durfte: Rezension siehe hier. Klanglich ist die CD übrigens (wie fast immer bei Challenge Classics) zur audiophilen Oberliga zu zählen. Eine Besonderheit für Klangfreaks findet sich bei dieser CD im beiliegenden Booklet, denn hier hat der zuständige Tonmeister Bert van der Wolf höchstselbst das Wort ergriffen, um uns auf zwei Booklet-Seiten interessante Hintergründe zur vorliegenden SACD-Aufnahmetechnik zu vermitteln. Das ist nicht nur hörens- sondern auch lesenswert. ((Das Hörexemplar der CD für diese Besprechung wurde uns freundlicherweise von der Firma Challenge Classics zur Verfügung gestellt.)) |
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