Meininger-Trio - "Seelenvogel"Follow-Up zum letztjährigen Jahresbestenlisten-Kandidaten "Voices of the Rainforest"von Rainer Aschemeier • 10. Juli 2012
Wenige CDs haben mich im letzten Jahr so begeistert, wie das Album Voices of the Rainforest vom Meininger-Trio. Folgerichtig landete die CD auch auf unserer www.the-listener.de-Jahresbestenliste 2011. Nun, ein knappes Jahr später, legt das Meininger-Trio seine neue Einspielung vor, die den Titel „Seelenvogel“ trägt. „Seelenvogel“ bezieht seinen Titel von einem Stück des südafrikanischen Komponisten Stefans Grové. Da der Komponist zugleich auch Schriftsteller ist, hat er für das Albumbooklet auch gleich die zugrundeliegende Kurzgeschichte mitgeliefert. Die über Strecken lautmalerische Musik des Stücks wird auf diese Weise noch besser erfahrbar, kann aber auch ohne literarische Leitlinie als „absolute“ Musik bestehen. Die britische Komponistin Cecilia McDowall mag schottischen Ursprungs sein, es zeigt sich jedoch (wenn man sich die Zeit nimmt, um sich im Internet zu ihrem bisherigen Werkkatalog durchzuklicken), dass sie eine besondere Leidenschaft hat: Den Tango Argentino! Sie widmete dieser musikalischen Vorliebe bereits mehrere ihrer Werke, so auch das hier zu hörende „Not Just A Place“. Es entstand 1999 als Trio für Bratsche, Kontrabass und Klavier und erklingt hier in seiner bereits dritten Inkarnation (für Flöte, Cello und Klavier). „Colores Andaluces“, ein Stück der spanischen Komponistin Elisenda Fábregas, ist 2006 entstanden und wurde der früheren Cellistin des Meininger-Trios (der 2011 tragischerweise verstorbenen Luxemburgerin Françoise Groben) gewissermaßen „auf den Leib komponiert“. Es ist bemerkenswert, dass sich die Namensgeberin des Meininger-Trios (die Flötistin Christiane Meininger) für dieses Cello-/Klavier-Duo komplett zurücknimmt und die Bühne allein ihren beiden Partnern Rainer Gepp (Klavier) und Miloš Mlejnik (Violoncello) überlässt. Mit dem „Trio für Flöte, Violoncello und Klavier“ erklingt auf der neuen „Seelenvogel“-CD des Meininger-Trios auch ein neues Stück einer Komponistin aus dem deutschsprachigen Raum: Die Österreicherin Astrid Spitznagel ist vor allem als Pianistin bekannt, kann aber auch auf eine beeindruckende Karriere als Komponistin zurückblicken. Besagtes Meininger-Trio musiziert übrigens erneut ganz ausgezeichnet. Man merkt, dass dieses Trio ein echtes Ensemble ist und nicht drei einzelne Musiker, die mehr oder weniger zufällig miteinander auf der Bühne stehen. Sie widmen sich der ausgewählten Musik nicht nur, sie gehen förmlich darin auf. Und es ist diese Begeisterung für die vorgestellten Stücke, die das gesamte Album „Seelenvogel“ wieder zu etwas Besonderem macht, etwas, das aus der Veröffentlichungsflut der Klassikszene wohltuend herausragt. Allerdings fand ich persönlich die letztjährige CD in Sachen Aufnahmeklang etwas besser als dieses neue Album. Der Sound der neuen CD hat vor allem in den Höhen nicht genug Luft, nicht genug Brillanz. Das ganze Klangbild büßt dadurch an Räumlichkeit ein. Wie oft in solchen Fällen wurde durch ein Zusätzliches an Raumhall versucht, die Räumlichkeit nachträglich „wieder reinzuholen“. Das ist aber meines Erachtens eine Vorgehensweise, die letzten Endes immer wie ein klanglicher Kompromiss erscheinen muss, einfach weil es ja auch einer ist. Insgesamt bleibt das jüngste Album des Trios um Christiane Meininger jedoch eine rundum empfehlenswerte CD, die vor allem Anderen die hervorragende Ensemblequalität und den – in meinen Augen – einfach grandiosen Musikgeschmack des Meininger-Trios beweist. Mit „Seelenvogel“ hatte dieses unkonventionelle Kammermusik-Ensemble erneut den Mut, einfach verdammt gute Musik aufzunehmen ohne sich dabei dem Mainstream-Markt anzubiedern. Vergessen wir nie: Unsere Kaufentscheidungen bestimmen über die zukünftige Ausrichtung des Klassikmarkts! Ich für meinen Teil kann diese Frage eindeutig beantworten. |
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