Joachim Raff - Fantasie-Sonate, op. 168 / Variationen über ein Originalthema, op. 179 / Vier Klavierstücke, op. 196"Grand Piano" veröffentlicht die zweite CD in seinem ambitionierten Zyklus der Klaviermusik Joachim Raffsvon Rainer Aschemeier • 29. Juni 2012
Nachdem wir über die eindrucksvolle Weiterverfolgung des Klavierwerks von Mieczysław Weinberg durch das brandneue Klaviermusiklabel „Grand Piano“ bereits berichtet hatten (Rezension siehe hier), geht nun auch die Edition der Klaviermusik Joachim Raffs in die zweite Runde (über die erste CD dieser Serie kann man an dieser Stelle etwas mehr lesen). Während der Weinberg-Zyklus mit einer beeindruckenden Steigerung aufwarten konnte, fällt der Raff-Zyklus mit dem vorliegenden zweiten Teil der Reihe leider eher etwas ab. Das liegt sowohl an den vorgestellten Stücken selbst, als auch an Interpretation und Aufnahmeklang. Das ist insofern erstaunlich, als dass Raff auch ein immens reiches Klaviermusikœuvre und auch einiges an Kammermusik geschrieben hat. Raffs quantitativ enorm großer Werkkatalog von Klaviermusik umfasst über 110 vollendete Einzelstücke und Werkzyklen, und man fragt sich erstaunt, ob das „Grand Piano“-Label diese Masse an relativ unbekannter Klaviermusik tatsächlich komplett angehen will oder ob der Zyklus Stückwerk bleiben wird. Die vorliegende, zweite CD in der Reihe stellt erst einmal nur drei Werke vor, nämlich die Fantasie-Sonate, op. 168 (1871), die Variationen über ein Originalthema, op. 179 (1873) und die Vier Klavierstücke, op. 196 (1875). Sie alle zählen zu Raffs reifem Spätwerk. Tra Nguyen, die britisch-vietnamesische Pianistin, die schon den ersten Teil dieses ambitionierten Zyklus eingespielt hat, hatte zumindest bei der Einspielung der Fantasie-Sonate, op. 168 nicht ihren besten Tag. Die flinken Läufe und flirrenden Arpeggien gelingen ihr bereits im ersten Satz „Allegro patetico“ nicht immer sicher, was sich durch die ganze Aufnahme des Opus 168 hindurch fortsetzt. Die Variationen, op. 179 (die nicht weniger virtuos komponiert sind) werden von ihr hingegen mit Bravour bewältigt, zudem gelingt es Nguyen hierbei auch, echte Stimmung zu erzeugen. Vielleicht hat ihr dieses Stück einfach besonders Spaß gemacht. Den Aufnahmeklang kann man keineswegs als schlecht bezeichnen, jedoch weiß auch er nicht vollauf zu überzeugen. Das Klavier ist vergleichsweise „distanziert“ aufgenommen worden, als erfolgte die Mikrofonabnahme nicht (wie üblich) im Schallraum des Konzertflügels, sondern im Zuge einer Raumklangabnahme. Tonmeister Michael Ponder – ein eigentlich sehr versierter Toningenieur, der unter anderem für hochkarätige Labels wie Epoch, Onyx classics (ein Nachfolgelabel von DECCA) und Champs Hill Records (die ich bereits vielfach wegen ihrer hervorragend klingenden CDs gelobt hatte) tätig ist – hatte bei dieser CD wohl auch nicht seinen allerbesten Tag. Fazit: Für Raff-Sammler so oder so ein Muss, ist dies eine CD, bei der sich „normale“ Klassik-Hörer erst einmal einhören sollten, bevor sie einen Kauf erwägen. |
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