Mieczysław Weinberg - Partita, op. 54 / Sonatina, op. 49 / Klaviersonate Nr. 4, op. 56Ein wichtiger Werkzyklus geht in die zweite Rundevon Rainer Aschemeier • 25. Juni 2012
Nachdem www.the-listener.de erst kürzlich über die „Geburt“ des neuen Klaviermusiklabels Grand Piano berichtet hatte (Bericht siehe hier), gehen einige der ambitionierten Klaviermusikzyklen des Labels bereits in die zweite Runde. Die in den letzten zehn Jahren dreifach Grammy-nominierte Pianistin Allison Brewster-Franzetti erweist sich auch auf dieser CD wieder als hervorragende Interpretin für das Werk des großen polnisch-russischen Komponisten. Mieczysław Weinberg konnte es in Sachen kompositorischer Qualität jederzeit mit Prokoffiew, Schostakowitsch oder Mjaskowski aufnehmen, ist trotzdem aber bis heute eher ein „Geheimtipp“ unter Insidern geblieben. Die vorliegende Grand Piano-Neuerscheinung zeigt einmal mehr, wie ungerechtfertigt und an sich unverständlich das ist. Bereits die einführende Partita, op. 54 – die hier als Weltersteinspielung erklingt und bislang als verschollen galt – ist ein bedeutendes Stück. Es ist ein sehr ungewöhnliches, vom Aufbau neoklassizistisch, vom musikalischen Inhalt her aber bereits recht modern angelegtes Werk, das der Komponist nach einer schwierigen Zeit politischer Inhaftierung schrieb. Besitzer des ersten Teils der Werkedition werden sich freuen, dass auf Vol. 2 der Reihe nun auch die Urfassung der Sonatina Op. 49 zu finden ist, die sich doch sehr stark von der überarbeiteten Fassung des Stücks unterscheidet, die auf dem ersten Teil der Serie zu finden war. Weinbergs vierte Klaviersonate, op. 56 setzt die Vorstellung auch dieser Werkreihe fort, die auf dem ersten Teil der Edition mit den Sonaten 1 und 2 bereits begonnen wurde. Die rund halbstündige Sonate erweist sich als ein sehr viel reiferes und insgesamt zufriedenstellenderes Werk als die beiden frühen Sonaten op. 5 und op. 8. Die Interpretation durch Allison Brewster-Franzetti gefällt mir auf diesem zweiten Teil des Gesamtzyklus noch besser als bei der ersten CD aus der Reihe, obwohl auch die schon sehr gut war. Der Aufnahmeklang ist erneut auf hohem Niveau angesiedelt, lässt lediglich etwas Brillanz in den Höhen vermissen. Das mag aber auch schlicht und erfreifend am Instrument liegen, das Frau Brewster-Franzetti verwendet. Sie spielt laut Booklet-Info auf einem Fazioli 308 Konzertflügel, der für ein eher samtig-dunkles Timbre bekannt ist. Weinberg-Fans kommen hier voll auf ihre Kosten, Freunde der musikalisch reichen sowjetrussischen Moderne sollten der CD auf jeden Fall einen ausgedehnten Testlauf gönnen. Die Musik Weinbergs hat es verdient, von einem breiten Publikum wiederentdeckt zu werden. Aber wahrscheinlich ist sie dafür einfach zu gut… |
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