S. Prokoffjew - Sinfonie Nr. 5 / "Das Jahr 1941" (2012)
• • • • • Sergej Prokoffjew - Sinfonie Nr. 5, Op. 100 / "Das Jahr 1941", Op. 90Erstklassiker Prokoffjew aus dem mittleren Osten Brasiliensvon Rainer Aschemeier • 5. Juni 2012
Eine von diesen Sachen, die man gar nicht so recht glauben mag, bevor man einmal nachrecherchiert, ist die relative Geringschätzung der Sinfonien mancher namhafter Komponisten vonseiten der Klassiklabels. Ein Geheimtipp (der zurzeit allerdings nicht erhältlich ist) war von jeher die qualitativ hervorragende, wenngleich klanglich nicht völlig überzeugende Gesamteinspielunge des Nationalen Sinfonieorchesters der Ukraine unter der Leitung des hochbegabten und wohl ewig unterschätzt bleibenden Dirigenten Theodore Kuchar aus den 1980er- und frühen 1990er-Jahren, die seinerzeit bei Naxos erschien. Naxos neuer Prokoffiew-Zyklus kommt ausgerechnet aus São Paulo in Brasilien! Dort ist Marin Alsop – US-Stardirigentin von internationalem Format, Ex-Bernstein-Schülerin und ausgewiesener Star des Naxos-Labels – zur Chefdirigentin ernannt worden. Das das Konzept aufzugehen scheint, zeigen bereits die ersten Takte der fünften Sinfonie, mit der Marin Alsop ihre Prokoffjew-Retrospektive auf Naxos eröffnet. Ihr Orchester aus São Paulo frisst ihr förmlich aus der Hand, erweist sich als enorm rhythmisch, kraftvoll, manchmal kaum zu bremsen, versteht sich aber auch auf feinste dynamische Abstufungen und spielt zudem enorm präzise. Insgesamt kann festgestellt werden, dass diese Prokoffjew-CD ein unglaublich hohes Niveau der beteiligten Orchestermusiker widerspiegelt. Man mag kaum glauben, dass es sich hier um ein (noch) relativ wenig bekanntes Sinfonieorchester aus Brasilien handelt. Abschließend vergessen wir nicht, dass Heitor Villa Lobos – einer der bis heute bedeutendsten Komponisten der klassischen Musikmoderne – aus Brasilien stammte. Es gibt dort also auch eine hochgradig qualitätvolle Tradition des Komponierens. Marin Alsop liefert auf ihrem Prokoffjew-Erstling für Naxos eine äußerst überzeugende Darbietung einer der beliebtesten und wichtigsten Sinfonien dieses Komponisten. Mit enormer Verve treibt sie ihr Orchester zu einer rhythmisch schmissigen und in ihren leiseren Momenten auch sehr innigen Darbietung, die keinen Vergleich mit den „großen“ Namen der Szene zu scheuen braucht. Tonmeister Ulrich Schneider (bislang vor allem für Sony Music und EMI aktiv; dies ist – so weit ich das überblicke – sein erstes Engagement für Naxos) hat für einen Sound gesorgt, bei dem unmittelbar die Augenbrauen nach oben schnellen: Sehr schön durchhörbar, mit ordentlich „Wumms“ in den Bassregistern, durchwegs klasse abgestimmt und durchaus HiFi-tauglich kommt dieser Prokoffjew aus São Paulo daher. Er wird damit auch zur ersten Wahl für HiFi-Afficionados. Es sind in diesen Tagen zwar auch CDs bei Naxos erschienen, die noch ein klein wenig besser klingen und damit ein fast schon unüberbietbar günstig zu habendes HiFi-Niveau erreichen (Rezensionen folgen in Kürze), doch auch diese Einspielung wird in die Hand versprochen niemanden enttäuschen, der auf erstklassigen Klang gesteigerten Wert legt. Abschließend sollte nicht verschwiegen werden, dass man auf der hier vorgestellten CD auch die vergleichsweise selten zu hörende sinfonische Suite „Das Jahr 1941“ (Op. 90) wiederfindet, die ein willkommenes Bonmot ist und musikalisch deutlich besser, als der zuweilen zweifelhafte Ruf sowjetrussischer Propagandamusik erwarten ließe. Das www.the-listener.de-Fazit beschränkt sich auf fünf einfache Worte: Höchstwertung! Kaufen! Bitte mehr davon! ((Das Hörexemplar der CD für diese Besprechung wurde uns freundlicherweise von der Firma Naxos zur Verfügung gestellt.)) |
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