F. Poulenc - Kammermusik (Gesamteinsp.) (2012)
• • • Francis Poulenc - Kammermusik (Gesamteinspielung)Beachtliche Gesamteinspielung des vielgestaltigen Kammermusikwerks von Francis Poulencvon Rainer Aschemeier • 29. Mai 2012
Eine schöne, wenngleich schwer fassbare Doppel-CD ist auf dem von uns in letzter Zeit bereits vielfach gelobten britischen Label Champs Hill Records erschienen. Es handelt sich dabei um die Gesamteinspielung aller Kammermusikwerke des wohl prominentesten Mitglieds der legendären Komponistengruppe „Les Six“ – nämlich Francis Poulenc. Bereits mehrfach habe ich mich darüber ausgelassen, wie sträflich unterbewertet Poulencs Œuvre heutzutage ist (wer etwas darüber nachlesen möchte, kann das unter anderem hier und hier tun). Davon will ich also nicht wieder anfangen. Nehmen wir einfach als gesetzt, dass Poulenc auf www.the-listener.de unzweifelhaft zu den Großmeistern des 20. Jahrhunderts gezählt wird. Unter diesem Aspekt kann man eine solche Neuerscheinung, wie die hier vorgestellte nur in höchstem Maße begrüßen. Nun haben Interessenten, die sich schnell und vergleichsweise günstig in das Hauptwerk Francis Poulencs einhören wollen, die Gelegenheit, neben der seit Jahren erhältlichen, sehr guten DECCA-Box mit sinfonischen und Vokalwerken des Komponisten auf 5 CDs (Orchestre de Paris, Charles Dutoit), der Gesamteinspielung sämtlicher Lieder des Franzosen (4CDs in einer Box, ebenfalls bei DECCA) nun auch sämtliche Kammermusikwerke Poulencs zu durchforsten. Ähnlich aber, wie es schon bei der Dutoit-Box bei DECCA war, ist auch die hier neu vorgelegte Gesamteinspielung der Kammermusikwerke Poulencs durch das Londoner Conchord Ensemble eine gar nicht mal unproblematische Sache. Es gibt einfach keinen „roten Faden“. Poulenc war ein so unglaublich wandlungsfähiger und vielseitiger Komponist, dass eine Gesamteinspielung aller Kammermusikwerke ehrlich gesagt kaum Sinn ergibt. Stattdessen rückt das jeweilige Einzelwerk in den Vordergrund, und davon gibt es hier einige herausragende Exemplare, so etwa die ganz wunderbare Flötensonate, die mit ihren flirrenden Flötengirlanden wirkt, wie eine Sommerbrise über einem in voller Blüte stehenden Lavendelfeld. Mehr als das: Sie orientiert sich zudem einmal mehr ganz unverhohlen an Poulencs großem Vorbild Wolfgang Amadeus Mozart, den der Meister aus Frankreich bekanntlich in vielen seiner Werke direkt oder indirekt zitiert hat. Auf der zweiten CD wird es dann sehr divers und kleinteilig. Nicht weniger als neun verschiedene Werke, teilweise mit Bagatellcharakter und kaum mehr als ein paar Minuten lang, teilweise aber auch von großem Repertoirewert, begegnen uns hier. Interessant sind eigentlich alle, im engeren Sinne „wichtig“ aber nicht unbedingt. Ich belasse es bei der Vorstellung der oben genannten Stücke, obwohl es, wie gesagt, noch mehr – überwiegend gut- bis erstklassige Darbietungen auf dieser CD gibt. Die sonst bei Champs Hill-Records faszinierende Klangqualität wird auf dieser Aufnahme leider nicht erreicht. Zwar handelt es sich hier um eine im internationalen Labelvergleich noch sehr gut klingende Aufnahme, doch andere Champs Hill-CDs klingen oft weit, weit besser – vor allem in Belangen der akustischen Auflösung und der Natürlichkeit der aufgenommenen Instrumente. Ob es daran liegt, dass bei der hier vorliegenden Aufnahme ausnahmsweise einmal nicht der Champs Hill-Haustonmeister Alexander van Ingen an den Reglern saß? Es ist schon erstaunlich, wie groß der Unterschied zwischen unterschiedlichen Tonmeistern sein kann, obwohl die Recording Location gleich geblieben ist, denn auch diese Cd wurde (wie fast alle vorherigen Einspielungen des britischen Labels) in der Konzerthalle von Champs Hill in Sussex aufgezeichnet, die uns schon des Öfteren durch eine auf den CDs hörbare ausgezeichnete Akustik aufgefallen war. Und so ergibt sich als Fazit eine Wertung im guten, aber nicht sehr guten Bereich. Recht stark schwankende Leistungen der Solisten des Conchord Ensembles sowie eine diesmal nur moderat gute Tontechnik führen dazu. ((Das Hörexemplar der CD für diese Besprechung wurde uns freundlicherweise vom Vertrieb des Labels, der Firma „note 1“, zur Verfügung gestellt.)) |
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