M. Weinberg - Sinfonie Nr. 20 / Cellokonzert (2012)
• • • • Mieczysław Weinberg - Sinfonie Nr. 20 Op. 150 / Cellokonzert Op. 43Weinberg-Einspielung aus Göteborgvon Rainer Aschemeier • 19. Mai 2012
Es ist erst wenige Wochen her, da habe ich an dieser Stelle eine ganz wunderbare Einspielung der ebenso wunderbaren Sinfonie Nr. 6 des polnisch-russischen Komponisten Mieczysław Weinberg besprechen dürfen (Rezension s. hier). Diese Sinfonie aus dem Jahr 1949 hatte großen Eindruck auf mich gemacht, und deswegen habe ich mal die Augen offen gehalten, was weitere Weinberg-Neuigkeiten betrifft. Neben Naxos haben auch das deutsche Label NEOS sowie das britische chandos-Label Weinberg-Reihen im Programm. Bei chandos erscheint nun die hier vorgestellte CD mit einer der späten Sinfonien des Komponisten sowie einem Werk, das nur ein Jahr nach Weinbergs soeben erwähnter sechster Sinfonie entstanden ist – das Cellokonzert Op. 43. Beide Werke unterscheiden sich stark voneinander. Während Weinbergs 20. Sinfonie ein reichlich abstraktes, zuweilen sprödes Werk ist, das ein paar Durchläufe braucht, bevor es sich erschließt, ist das Cellokonzert ein geradezu schwelgerisches, durch und durch russisch gefärbtes Stück, das man gut in eine Reihe mit Mjaskowskis Werk gleichen Typs stellen könnte. Die 20. Sinfonie ist ein fünfsätziges mit zwei Scherzi symmetrisch aufgebautes Stück. Weinberg ringt hier sowohl mit der Form der Gattung als auch mit seiner Vergangenheit als Spätromantiker und Expressionist. Die Sinfonie aus dem Jahr 1988 ist ein stellenweise suchend und für Weinbergs Verhältnisse auch relativ experimentell wirkendes Werk. Das ist beileibe keine leichte Kost, und wer sich hier herantraut, sollte mehrere konzentrierte Hörgänge einplanen, um das Stück einigermaßen erfassen zu können. Die Interpretation der Göteborger Sinfoniker ist – wie von diesem hervorragenden Orchester gewohnt – hochklassig. Dirigent Thord Svedlund ist bereits hinlänglich „Weinberg-erprobt“ und gilt als Fachmann für die Sinfonien dieses sehr interessanten Vertreters russischer Orchestermusik des 20. Jahrhunderts. Ähnliches gilt auch für den Klang, der auf dieser chandos-SACD zwar ebenfalls hochklassig eingefangen wurde, doch mit einer enttäuschenden „Deckelung“ der Höhen und einer leichten, aber hörbaren „Mattheit“ einhergeht (Da hilft übrigens auch die SACD-Spur nichts). Dennoch: Es kommt selten genug vor, dass wir die Orchesterwerke Mieczysław Weinbergs in so qualitätvollen Darbietungen zu hören bekommen. Freuen wir uns einfach, dass man sich nach einer langen Durststrecke inzwischen sogar auswählen kann, bei welchem Label man zur gepflegten Weinberg-Sinfonie greift. Im Moment sind die offenbar geplanten Sinfoniezyklen von chandos und NEOS in etwa gleichauf, während Naxos mit seiner Sechsten eine so grandiose Aufnahme vorgelegt hat, dass die anderen sich nun daran messen lassen müssen. ((Das Hörexemplar der CD für diese Besprechung wurde uns freundlicherweise vom Vertrieb des Labels, der Firma „note 1“ zur Verfügung gestellt.)) |
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