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The Listener

Blog für klassische Musik und mehr! ...seit 2003

J. Cage - Sonaten u. Interludien f. präp. Klavier
C. Pescia

(2012)
Aeon / outhere / note 1

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John Cage - Sonaten und Interludien für präpariertes Klavier

Grandiose Cage-CD aus dem Berliner Funkhaus an der Nalepastraße

von Rainer Aschemeier  •  16. Mai 2012
Katalog-Nr.: AECD 1227 / EAN: 3760058360279

1951 wurde es beauftragt, das unnachahmliche Gebäudeensemble des Funkhauses Nalepastraße an der Spree in Berlin. Beinahe vierzig Jahre lang wurde von dort aus jeglicher Rundfunk in der DDR aufgenommen, gesendet – und kontrolliert.
Nur wenige Jahre vorher, in den Jahren 1946 bis 1948, kreierte der US-Amerikaner John Cage eine neue Art, ein klassisches Klavier zu präparieren. Mit Schrauben, Büroklammern, Radiergummis, Papierstreifen und allerlei anderen Gegenständen traktierte Cage fortan Klaviere, um aus dem Instrument völlig neue, bis dahin ungekannte Sounds herauszuholen.
Auf der vorliegenden CD des französischen Labels Aeon, das sich ganz der Verbreitung der Musik des 20. und 21. Jahrhunderts verschrieben hat, werden nun beide Welten zusammengeführt – auf denkbar anregendste Art und Weise.

John Cages Sonaten und Interludien für präpariertes Klavier sind schon oft auf CD erschienen. Sie sind so etwas wie das „John-Cage-Vorzeige-Œuvre“. Menschen, die die Musik von Cage eher vom Hörensagen her kennen, haben meistens den Satz auf Lager: „Der hat doch was mit präpariertem Klavier komponiert, oder?“
Es ist daher kein Wunder, dass es in der Vergangenheit eine ganze Reihe von Labels und Pianisten gegeben hat, die sich mit dieser Musik, die annähernd ikonographisch für die Neue Musik nach dem Zweiten Weltkrieg steht, beschäftigt haben.
Was einen aber durchaus wundert, ist, dass nur die wenigsten der aus diesen Bemühungen heraus entstandenen Einspielungen auch wirklich gut sind. Meistens haben sie irgendein Manko – sei es ein schlecht aufgenommener Sound, sei es ein Pianist, der doch besser bei der Spätromantik geblieben wäre, sei es ein nicht gut präpariertes Instrument.

Diese CD hat keines dieser Mankos. Im Gegenteil: Ich kann mich nicht erinnern, wann ich die auf dieser Novität vorgestellten Werke besser gehört hätte. Pianist Cédric Pescia scheint voll im klanglichen Kosmos des John Cage aufzugehen, hat nicht im Geringsten auch nur ansatzweise Probleme bei der Ausführung der schwierigen „Sonaten“. Im Gegenteil: Er spielt diese Musik, als sei sie dezidiert für ihn geschrieben, als wäre sie ihm maßgeschneidert.
Entscheidend zum positiven Eindruck trägt aber auch ein grandios präparierter Flügel bei.

Auch die Soundqualität der Aufnahme ist absolut erstklassig. Und hier schließt sich dann eben der Kreis: Diese Musik ist im Saal 3 des oben angesprochenen Funkhauses an der Nalepastraße aufgenommen worden, dass sich seit 2007 in zunehmendem Maße zu einer kulturell hoch bedeutenden Einrichtung entwickelt – und das offenbar in weitestgehend privater Initiative!
Man fragt sich, warum nicht viel mehr CD-Produktionen dort stattfinden, denn diese Einspielung hier klingt so grandios, dass man einfach mehr davon möchte. Der Aufnahmeklang geht mit einer akustischen Transparenz und Durchhörbarkeit einher, die beinahe schon unheimlich ist und jedes noch so kleine Mitschwingen, Knarzen und Kratzen der präparierten Pianosaiten vor dem Hörer ausbreitet.
Die Klangkulisse wirkt ungemein räumlich, natürlich und real. Das Klavier scheint im Hörraum präsent zu sein, wenn man die Augen schließt.
Keine Frage: Diese CD-Produktion gehört mit zu den am besten klingenden, die ich in diesem Jahr bislang gehört habe. Ich möchte sogar behaupten, dass sie auch in Sachen Interpretation mit zu den bisher besten des Jahres 2012 gezählt werden muss.

Im letzten Jahr hatten wir unter der www.the-listener.de-Auswahl der besten CDs des Jahres 2011 auch eine mit Klaviermusik von John Cage. Es ist zwar noch relativ früh im Jahr, doch es könnte gut sein, dass wir auch anno 2012 wieder eine Cage-Einspielung auf dem Siegertreppchen wiederfinden werden, nämlich diese hier!

((Das Hörexemplar der CD für diese Besprechung wurde uns freundlicherweise vom Vertrieb des Labels, der Firma „note 1“, zur Verfügung gestellt.))

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