Schumann, Britten, Schostakowitsch - Werke für Bratsche und Klavier (2012)
• • • • • Schumann, Britten, Schostakowitsch - Werke für Viola und PianoBritisches Understatement zum Klingen gebracht...von Rainer Aschemeier • 10. Mai 2012
Schon wieder erfreut uns das britische Label „Champs Hill Records“, das seinen Namen einem Konzertsaal mit offenbar hervorragender Akustik in Sussex entliehen hat, mit einer Spitzeneinspielung wunderschöner Kammermusik. Nahezu alle bisher von uns gehörten Champs Hill-CDs hatten hohe oder Höchstwertungen einheimsen können – nicht nur wegen der in der Regel beachtlich hohen Qualität der Interpretationen, sondern auch wegen des erstklassigen Sounds. Denn im Gegensatz zu vielen sich selbst vollmundig als „HiFi“ oder sogar „High End“ ankündigenden Labels ist Champs Hill Records mal eines, prahlt aber nicht damit herum. Wie wunderbar das wieder einmal klingt, kann nur gehört und nicht beschrieben werden. Alexander van Ingen hat einfach ein Händchen für den passenden Einbezug von Raumhall und zudem für eine natürliche Abnahme der Instrumente. Die Bratsche von Krzystof Chorzelski ist atemberaubend transparent eingefangen worden, klingt geradezu entlarvend präsent. Jeder auch nur ansatzweise nicht ganz so gelungene Bogenstrich würde hier auffallen. Doch Chorzelski, seines Zeichens Professor an der renommierten Londoner Guildhall School of Drama and Music, meistert das Programm auf der CD mit Bravour und einem eher hellen, silbrigen Violaton, der reich an Obertönen und schillernden Farbfacetten ist. Das Programm auf der CD besteht aus Stücken, die es wahrlich in sich haben. Es beginnt mit den romantisch-schwelgerischen „Märchenbildern“, op. 113 von Robert Schumann, die dieser einst der Viola auf den Leib geschrieben hatte (die auch häufig zu hörende Version für Violine ist „nur“ eine Alternativfassung). Beim Durchhören fällt auf, dass Krzysztof Chorzelski und Katya Apekisheva eindeutig einen Hang zur Moderne haben. Während Britten und Schostakowitsch in ihrer Interpretation unbedingten Highlight-Charakter erhalten, hat man Schumanns Märchenbilder auch schon gleichwertig oder besser gehört. Wobei dies womöglich eine Geschmacksfrage ist, denn Chorzelski und Apekisheva gestalten Schumanns Opus 113 eben eher etwas nüchtern-reserviert und neigen weniger zum romantischen Rhapsodieren, als manch anderes Duo. Das herrliche Britten-Stück wird von Chorzelski und Apekisheva absolut glänzend interpretiert. Trotz hohen Schwierigkeitsgrads und vertrackter Einsätze erweisen sich die Duettpartner hierbei als der Überwindung aller spieltechnischen Hürden fähig, und ihnen gelingt dazu noch eine mitreißende Interpretation, die den Vergleich mit den großen Namen der Szene nicht zu scheuen braucht. Die abschließende Schostakowitsch-Sonate ist in meinen Augen von dem Duo sogar richtiggehend sensationell eingespielt worden und kratzt sogar etwas an meiner persönlichen Referenzeinspielung des Stücks (Jutta Czapski (Klavier) und Manfred Schumann (Viola); Berlin classics). Das ist definitiv eine der besten Einspielungen der Schostakowitsch-Sonate, die ich bislang gehört habe (...und ich habe verdammt viele gehört!). In letzter Konsequenz bleiben Czapski und Schumann aber unerreicht mit ihrer bodenlosen Abgründigkeit, die sie einst diesem letzten Stück aus Schostakowitschs Feder abgewannen. Fazit: Eine rundum begeisternde CD, die drei herrliche Werke in sehr sehr guten Interpretationen und einem auch HiFi-Ansprüche vollauf genügenden Sound beinhaltet. Womöglich liegt es einfach am britischen Understatement. Andere Labels mit diesen Qualitäten würden es in die Welt hinausschreien! ((Das Hörexemplar der CD für diese Einspielung wurde uns freundlicherweise vom Vertrieb des Labels, der Firma „note 1“ zur Verfügung gestellt.)) |
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