C. Saint-Saëns - Karneval der Tiere & Septett op. 65 (2012/1978)
• • • • • Camille Saint-Saëns - Karneval der Tiere & Septett op. 65Die heimliche Anarchie des Camille Saint-Saënsvon Rainer Aschemeier • 7. April 2012
Einige Werke der klassischen Musik sind einfach so wunderbar, dass es sie gar nicht oft genug auf Schallplatte oder CD geben kann. Und so kommt es, dass viele der populärsten Werke der musikalischen Weltliteratur bis heute immer wieder aufgenommen wurden und geradezu zigfach erhältlich sind. Ein Beispiel dieser Art ist zum Beispiel „Le carnaval des animaux“, der „Karneval der Tiere“, von seinem Schöpfer Camille Saint-Saëns einst humorig als „Grande fantaisie zoologique“ bezeichnet. Es dürfte wohl kein zweites leichtes Kammermusikstückchen geben, dass auch für versierte Musikkenner so viel bereit hält. Hier können auch Kenner schmunzeln. Und die herrlichen Melodien, die sich der ansonsten so formstrenge französische Komponist in geradezu anarchischer Freiheit ausgedacht hat, sind nicht nur ein großer Genuss, sie sind im Hinblick auf ihre Entstehungszeit 1886 auch erstaunlich modern – und das von einem Komponisten, der bis zu seinem Tod 1921 landauf, landab eher als konservativer Hardliner bekannt war und es bis heute geblieben ist. Und das durchaus zurecht: In seinen Klavieretüden zeigt sich Saint-Saëns oft von seiner besonders verknöcherten Seite, die nichts von der Narrenfreiheit erahnen lässt, die er sich Ende des 19. Jahrhunderts in seiner Komposition vom Karneval der Tiere erlaubte. Eine der zweifellos besten Einspielungen des Stücks in französischer Starbesetzung erschien jüngst wieder in einer Neuauflage. Die Erstveröffentlichung der CD aus dem Jahr 1986 wurde unter Sammlern schon lange mit Preisen von bis zu 30 Euro gehandelt. Nun hat man im Rahmen der neuen EMI-Serie „Red Line“ die fabelhafte Gelegenheit, für gerade einmal fünf bis sechs Euro an dieses großartige Tondokument zu kommen. Ich denke, es wäre nicht zu hoch gegriffen, wenn man diese Einspielung als die Referenz unter allem, was zuvor oder danach kam, bezeichnete. Auch klanglich macht die Aufnahme noch einiges her. Sie klingt jedenfalls nicht antiquiert, ist höchstens von einer ganz angenehm tönenden „Patina“ umgeben. Die Darbietung selbst ist einfach das Beste vom Besten. Nie wurde dieses Stück unterhaltsamer, tief empfundener und mit besserem Sinn für das richtige musikalische Herumgealber an den richtigen Stellen gegeben. Ergänzt wird die nun wiederveröffentlichte Aufnahme durch noch eines von Saint-Saëns besseren Werken, nämlich dem Septett op. 65, bei dem vor allem Startrompeter Maurice André richtig glänzen kann. Fazit: Eine zeitlose Referenzaufnahme wunderschöner Musik zum geringstmöglichen Preis. Wer da nicht „zuschlägt“ ist wirklich selbst Schuld! |
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