D. Schostakowitsch / R. Schtschedrin - Klavierkonzerte (2012)
• • • Dmitri Schostakowitsch - Klavierkonzerte Nr. 1 & 2 / Rodion Schtschedrin - Klavierkonzert Nr. 5Licht und Schattenvon Rainer Aschemeier • 26. März 2012
Die SACD, die hier besprochen werden soll, ist für den Rezensenten eine richtig harte Nuss, denn sie ist nicht einfach mit einem „gut“ oder „schlecht“ abgetan. Auch unsere Punktewertung versagt weitgehend bei der jüngsten Veröffentlichung des Mariinsky-Orchesters. Doch werden wir ruhig ein wenig konkreter: Die Neuerscheinung auf dem eigenen Label des Orchesters des St. Petersburger Mariinsky-Theaters, an dem einst die Uraufführungen großer Tschaikowsky- und Prokoffiew-Ballette stattfanden, enthält auch heuer ein durch und durch russisches Programm. Auf dieser SACD gibt es Licht und Schatten. Und leider befindet sich das Programm, weswegen die meisten Menschen sich diese SACD kaufen werden (nämlich die Schostakowitsch-Konzerte) eher auf der Schattenseite. Hier stimmt nämlich wirklich nicht viel: Orchester und Dirigent mühen sich, den Konzerten einen roten Faden zu geben, verlieren sich aber im bloßen Aneinanderreihen einzeln eingeprobter Konzertabschnitte, ohne dass dabei insgesamt eine einheitliche Linie hörbar würde. Solist Denis Matsuev ist hörbar hilflos, findet in der Orientierungslosigkeit des Orchesters keinen Ansatzpunkt für sein Phrasierungsmodell. Von dieser Perspektive aus gesehen also: Mangelhaft! Bestünde diese SACD nur aus diesen Aufnahmen, würde ich hier glatt eine 2-Punkte-Wertung zücken, was bei uns „unterdurchschnitlich“ bedeutet! Aber es gibt ja auch noch das Schtschedrin-Konzert. Und das ist in allen Belangen wahrhaft großes Kino! Soll noch mal einer sagen, heutzutage würde keine gescheite Musik mehr komponiert! Schtschedrin beweist, dass es geht. Ungeheuer spannend hat er sein Konzert komponiert, dass trotz seiner an sich durchweg tonalen Ausrichtung voll auf der Höhe seiner Zeit ist (1999 uraufgeführt). Wie schön, dass sich hierbei nun auch das Bild in Sachen Interpretation und Sound plötzlich dreht. Diese Aufnahme, die laut Booklet genau ein Jahr nach den Schostakowitsch-Aufzeichnungen entstanden ist, besticht durch eine schöne Transparenz und Durchhörbarkeit, ein sehr sonores Piano, das tief in den Basskeller hinabreicht ohne Trittschall zu provozieren und ein ganz großartig und durchhörbar eingefangenes Orchester, das hier zudem auf Top-Niveau agiert. Auch Das Dirigat von Valery Gergiev (unbestritten einer der prominentesten Dirigenten unserer Zeit) ist hier auf einmal ganz schlüssig. Mit großer Akribie wurden die Strukturen von Schtschedrins Konzert freigelegt, wie die Schalen einer Zwiebel. Gäbe es also nur diese grandiosen Schtschedrin-Aufnahmen auf der SACD würde ich glatt unsere Höchstwertung vergeben – und zwar mit Sternchen! Aber so, wie die Lage nun einmal ist, bleibt eine Wertung, die dank der wahrlich großartigen Schtschedrin-Aufnahme gerade eben so im noch guten Bereich liegt. Der Schostakowitsch ist hier einfach zu schwach eingespielt. Aber die Schtschedrin-Aufnahme auf dieser SACD macht viel wieder wett. Wer es sich leisten kann, wird es nicht bereuten, wenn er sich diese (preislich mit um die 11 Euro sehr günstig zu habende) SACD wegen des einzigartigen und grandios eingespielten Schtschedrin-Konzerts kauft und den Schostakowitsch hier einfach „links liegen“ lässt und ihn woanders nachhört (meine Empfehlung ist trotz starker neuer Konkurrenz aus den letzten Jahren noch immer die schöne alte und sehr gut klingende Berglund-Aufnahme mit dem Bournemouth Symphony Orchestra auf EMI, bei der die wunderbare Cristina Ortiz im Pianopart brillierte). Es lohnt sich! ((Das Hörexemplar der SACD für diese Besprechung wurde uns freundlicherweise vom Vertrieb des Labels, der Firma „note 1“, zur Verfügung gestellt.)) |
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