E. Cordero - Caribbean Concertos (2011)
• • • Ernesto Cordero — Caribbean ConcertosWeniger karibisch als vielmehr Pop-/Musical-beeinflusstvon Rainer Aschemeier • 22. Dezember 2011
Mit Komponisten aus Puerto Rico hat man es nicht alle Tage zu tun, doch Ernesto Cordero ist einer der wenigen „Klassik“-Tonschöpfer aus dem karibischen Inselstaat, der mit seiner Musik nicht nur international bekannt geworden ist, sondern vielmehr zu Weltruhm gelangte. Naxos widmet Cordero unter dem Titel „Caribbean Concertos“ nun eine ganze CD. Enthalten sind Konzerte für Gitarre und Geige aus den Jahren 1998 bis 2009 — für Klassik-Maßstäbe also sehr junge Werke. Mit Pepe Romero konnte für das die CD eröffnende „Concerto Festivo“ aus dem Jahr 2003 der sicherlich weltweit prominenteste Gitarrist überhaupt gewonnen werden. Mit der Begleitung des nicht minder prominenten Kammerorchesters „I Solisti di Zagreb“ konnte man also schon allein aus Gründen der Besetzung einiges erwarten. Vielleicht vorab aber ein paar „Takte“ zur Musik: Corderos „Concierto Festivo“ ist Musik, die sich in Sachen Orchester stark an die Musik des Brasilianers Heitor Villa-Lobos anlehnt ohne jedoch jüngere Musikströmungen wie Minimalism und neue Tonalität zu ignorieren. Und so erinnert der Orchestersatz gelegentlich auch an einen Komponisten wie Takashi Yoshimatsu, der als bekennender Pink Floyd-Fan immer wieder typische Harmonien aus der Pop- und Rockmusik in seine Werke einfließen lässt. Ganz ähnlich scheint mir das auch bei Ernesto Cordero zu sein. Cordero selbst weist im Booklet-Text zur CD zwar auf die karibischen Reverenzen hin, die in seinen Stücken angeblich zu hören seien, doch diese spielen für mein Empfinden im Vergleich zu den deutlicher wahrnehmbaren Pop-/Rockmusik-Anleihen eindeutig nur die „zweite Geige“. Bereits beim Gitarrenkonzert fällt auf, dass die Ausführenden ihrem guten Ruf auf dieser CD nicht immer gerecht werden: Während Pepe Romero geradezu weltmeisterliche Gitarrenkünste offeriert und sich so sehr für diese Musik einsetzt, als wäre sie die Krone der musikalischen Schöpfungsgeschichte, wirkt das prominente Orchester aus Zagreb (sonst ja eher auf EMI oder RCA Classics zuhause) erstaunlich lustlos und (noch erstaunlicher) zuweilen auch arg bemüht. Der Klang der Aufnahme ist an sich gut, wirkt jedoch merkwürdigerweise zu trocken und zu hallig zugleich. Das liegt vor allem an einem recht deutlichen Dynamikdefizit der Aufnahme. Das Programm (und das liegt nicht zuletzt an den Kompositionen selbst) bewegt sich auf einem vergleichsweise kontrastarmen Dynamikniveau. Bei dem Gitarrenkonzert fällt das weniger ins Gewicht als bei den Violinkonzerten. Die Streicher des Orchesters sind sehr mittenzentriert eingefangen worden, ohne jedoch die Mitten künstlich zu betonen. Es fehlen einfach Höhen und Bässe — und schon klingt alles komisch matt und trocken. Etwa bei Minute 2:09 des ersten Satzes vom „Concierto Festivo“ verzerrt die Gitarrenaufnahme; auch das sollte bei einer professionellen Aufnahme nicht vorkommen. Und dem Orchester hat man dann (vermutlich, weil dem Dynamikdefizit anders nicht beizukommen war) ein „zu Viel“ an Raumhall verpasst. Alles miteinander ergibt eine weing überzeugende, eher künstlich wirkende Klangkulisse. Fazit: Kompositionen, Darbietungen und Aufnahme — alles nicht eben schlecht, aber auch nicht so richtig super. Alles in allem ist das schon eine ziemlich gute CD, jedoch mit Abstrichen. Am meisten Geschmackssache bleibt aber sich die Musik. Das „Concierto Festivo“ ist wohl die empfehlenswerteste Komposition im Programm dieser Naxos-Novität. Alles andere spielt im direkten Vergleich tatsächlich in einer anderen Liga, und zwar nicht in einer besseren. ((Das Hörexemplar der CD für diese Besprechung wurde uns freundlicherweise von der Firma Naxos zur Verfügung gestellt.)) |
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