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The Listener

Blog für klassische Musik und mehr! ...seit 2003

L. Spohr - "So mach die Augen zu..."
Duo Arparla

(2011)
stradivarius / Klassik Center Kassel

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Louis Spohr - Musik für Harfe und Violine

Von einem, der auszog, sein Publikum zu betören...

von Rainer Aschemeier  •  10. November 2011
Katalog-Nr.: STR 33848 / EAN: 8011570338488

Von einem Duo aus Violine und Harfe, das sich einen so raffinierten Namen wie „Arparla“ ausdenkt (der sowohl das Wort „arpa“, also Harfe, beinhaltet als auch „parla“, also im weitesten Sinne Kommunikation heraufbeschwört), sollte man eine CD erwarten können, die mit einem ebenso raffinierten Programm aufwartet. Und genau das ist hier der Fall. Endlich einmal hat sich hier mit dem italienischen Label „stradivarius“ eine Firma bereitgefunden, um die heute zwar kaum noch aufgeführte, gleichwohl aber wunderschöne Musik für Harfe solo sowie Harfe und Violine des Romantikers Louis Spohr angemessen in Szene zu setzen.

Louis Spohr war ein Zeitgenosse Robert Schumanns und ein „Superstar“ seiner Zeit, denn er gehörte zu den europaweit gefragtesten Geigenvirtuosen seiner Epoche. Seine Konzertreisen führten ihn über den gesamten Kontinent, und oft wurde er dabei (im doppelten Wortsinne) von seiner Ehefrau Dorette begleitet, die eine hervorragende Harfenistin war. Es ist somit nur allzu verständlich, warum von Spohr zahlreiche Kompositionen sowohl für Harfe solo als auch für die ungewöhnliche Duo-Kombination aus Harfe und Geige überliefert sind.

1959 wusste man Spohrs Musik noch so zu schätzen, dass zu seinem Gedenken eine Briefmarke der Deutschen Bundespost herausgegeben wurde. Seitdem hat man viel Kritik an dem für manche zu gefälligen Stil des Komponisten hören müssen, die seit einigen Jahren jedoch wieder umschlägt in eine nur allzu berechtigte Spohr-Renaissance sowohl im Konzertsaal, als auch im heimischen CD-Player.


Das Duo Arparla stellt auf dieser CD für die Duo-Besetzung die Sonate WoO 27 (1806), die Sonata Concertante Op. 113 sowie die Sonata Concertante Op. 114 (Letztgenannte ein einziger, von Louis Spohr als „Potpourri“ bezeichneter Fantasiesatz über Themen aus Wolfgang Amadeus Mozarts Singspiel „Die Zauberflöte“) vor. Für Harfe solo gibt es obendrein noch die Fantasie Op. 35 sowie die Variationen Op. 36.

Mit rund 75 Musikminuten eröffnet die CD einen ebenso üppigen wie reizvollen Einblick in diesen Bereich des kammermusikalischen Schaffens von Louis Spohr, der übrigens (was wenig bekannt ist) bei der Uraufführung von Ludwig van Beethovens siebenter Sinfonie im Orchester mitwirkte. Die vorgestellten Werke sind ganz wunderbare Kleinodien der Hochromantik und einfach so entwaffnend schön, dass sie sich eigentlich jeglicher Kritik entziehen, auch wenn man objektiv sagen muss, dass nicht alle vorgestellten Kompositionen auf der Höhe ihrer Zeit stehen.
Spohr war zum einen kein „genialer Getriebener“, wie etwa Schumann, sondern eher ein ruhig-versonnener Familienmensch. Er war zum anderen auch schlicht „geschäftsbewusst“ genug, um vor allem solche Stücke zu komponieren, von denen er wusste, dass Sie einem breiten Publikum behagen würden, sodass er etwaigen musikalischen Experimenten eher aus dem Weg ging. Viele Kritiker mokierten das damals wie heute und bezweifeln grosso modo Spohrs kompositorische Qualitäten. Ich sehe das nicht so! Vielmehr denke ich, dass Spohr, der über Jahre auch als Hofkapellmeister in Kassel wirkte, einen aus seiner damaligen Perspektive großartigen Job erledigt hat: Er hat es geschafft, privaten Wohlstand und hohe musikalische Qualität seines Werks stilvoll miteinander zu verbinden. Ist das nicht beneidenswert?

Dass viele seiner Kompositionen keine weltumwälzenden Revolutionstaten sind, kann man doch wirklich verschmerzen, wenn man sich anhört, mit welch feinen melodischen Gespinsten und mit welch formbewusster Routine Spohr eine durchaus selbst auferlegte Beschränkung der kompositorischen Mittel löst und damit seinen zeitgenössischen „Fans“ einfach das gab, was diese hören wollten: Gute Musik – aber bitte hübsch „nett“ verpackt. Wer, der selbst tagtäglich sein Geld verdienen muss, könnte dem Urheber dieser Kabinettstückchen für Harfe und Geige also böse sein, dass er nicht zum Umstürzlerischen neigte? Ich jedenfalls kann es nicht.

Dem unbestreitbaren Reiz der Musik wird bei dieser Aufnahme noch eine qualitätvolle Interpretation zuteil, bei der vor allem die ausführende Harfenistin Maria Christina Cleary hervorsticht. Sie spielt technisch bravourös und stilistisch selbstbewusst und klangschön auf drei verschiedenen historischen Harfen aus Spohrs Zeit. Auch Geiger Davide Monti bedient sich eines historischen Instruments aus dem Jahr 1760 mit entsprechendem Bogen; allerdings ist er als Solist etwas weniger überzeugend als seine Duettpartnerin, wirkt passagenweise durchaus bemüht, meistert das Programm jedoch so gut, damit kein „Hörstress“ aufkommt. Ganz im Gegenteil: Diese CD ist ein Anti-Stress-Programm pur. Sie beinhaltet Musik, die von Beginn an ganz plakativ vor allem eines sein sollte: Schön! ...Und das ist sie in der Tat.

Ein schöner Klang gehört auch mit zum Paket und ist in diesem Falle das Verdienst der Tonmeister des Saarländischen Rundfunks. Sie zeichneten die Musik zwar ungewöhnlich „hallig“ auf, was mir persönlich nicht so sehr behagt, doch mit schön sauberer Auflösung und einem rundum ausgeglichenen Frequenzspektrum, das an keiner Stelle künstlich wirkt. Zudem wirkt das Zusammenklingen von Harfe und Geige sehr harmonisch. Jederzeit kann man sich vorstellen, wie beide Musiker nebeneinander im Raum stehen, wenn man die Augen schließt. Und so ist dies, abgesehen von dem Etwas zu viel an Hall, eine erfreulich natürlich klingende Aufnahme.

Fazit: Diese CD ist nichts für „Analytiker“, sondern für all jene, die einfach nur qualitätvolle, gut gespielte und schlicht schöne Musik genießen wollen. Und das sind ja (zum Glück!) immer noch die Meisten. Ich persönlich kann nur sagen: Ich bin ganz hingerissen von diesen wunderbaren Stücken und hoffe, dass das Werk Louis Spohrs, das schon seit einiger Zeit wieder verstärkt seinen Weg auf Tonträger findet, auch weiterhin von Plattenfirmen aller Orten wiederentdeckt und ediert werden wird.

((Das Hörexemplar der CD für diese Besprechung wurde uns freundlicherweise vom Vertrieb des Labels, der Firma „Klassik Center Kassel“, zur Verfügung gestellt.))

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