Beethoven, Brahms, Bruch - Kammermusik für Klarinettentrio (2011)
• • • • • Beethoven, Brahms, Bruch — Kammermusik für Klarinette, Cello und KlavierHeißer Anwärter für die Klassik-CD des Jahres — MUSS man gehört haben!von Rainer Aschemeier • 8. September 2011
Zwar wissen wir nicht erst seit den Opernerfolgen Kiri Te Kanawas, dem Hindemith-Zyklus von Werner Andreas Albert (den er vor allem mit australischen Orchestern einspielte) und den großartigen Aufnahmen des New Zealand Symphony Orchestra, dass es in Australien und Neuseeland hervorragende Musiker gibt, doch in puncto Kammermusik ist diese Region der Erde bislang noch nicht arg prominent aufgefallen. Das ändert sich nun — schlagartig — mit der CD, die wir hier besprechen wollen. Es handelt sich dabei um die Debüt-CD des Trios mit dem hübschen Namen „Ensemble Liaison“ aus Melbourne. Sie spielen auf ihrer Inaugurationsaufnahme das „Gassenhauertrio“ von Beethoven, Brahms‘ Klarinettentrio in a-Moll, op. 114 und vier der acht Stücke für Klarinettentrio von Max Bruch; ein sehr ambitioniertes und durchaus schon häufig eingespieltes Programm ist es also, mit dem sich das Ensemble Liaison auf das internationale Parkett wagt. Offenbar glaubt man, die namhafte Konkurrenz nicht scheuen zu müssen — und man glaubt ganz richtig! Selbst vom viel eingespielten und gern gehörten Beethoven-Trio habe ich selten eine Aufnahme gehört, die das Prädikat „mustergültig“ mehr verdient hätte, als diese hier. Die australischen Musiker kommen mit dem heiter-besinnlichen Tonfall des Stücks bestens zurecht, beweisen größtes instrumentales Können, perfektestes Zusammenspiel und eine Bandbreite an Dynamikabstufungen, die ich als einzigartig titulieren möchte. Restlos begeistert von der Interpretation kann ich auch den Klang dieser Aufnahme kaum genug loben: Vollkommen natürlich klingende Instrumente paaren sich mit einem nahezu ideal eingefangenen Raumklang, der das Optimum an Hall aufweist. Weder nach oben noch nach unten scheint das Frequenzspektrum minimiert zu sein, auch verfälschende Anhebungen bestimmter Frequenzbereiche haben sich die Tonmeister dieser Aufnahme erfreulicherweise verkniffen. Ein besonderes Klanghighlight ist in meinen Augen das Klavier, das einfach sagenhaft natürlich tönt und auch im Bass nicht zu kurz kommt (was leider das häufigste Manko von Kammermusikaufnahmen darstellt). Fazit: Mit gut 65 Minuten Spielzeit ist dies eine CD, von der jede Sekunde ihr Geld wert ist. Sie ist nicht nur interpretatorisch sondern auch klanglich ein echter Sahnehappen, und man würde sich wünschen, dass sie eine möglichst weite Verbreitung erfährt. Das australische Label „Tall Poppies“ war mir bislang gar nicht bekannt, doch ab jetzt werde ich auf die Neuheiten dieser Firma mit Argusaugen achten, denn die CD, die ich hier zu hören bekam, ist für mich persönlich ein ernsthafter Mitanwärter für die Klassik-CD des zweiten Halbjahres 2011. ((Das Hörexemplar der CD für diese Besprechung wurde uns freundlicherweise vom Vertrieb des Labels, der Firma „Klassik Center Kassel“ zur Verfügung gestellt.)) |
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