P. Moss - Meditation und Psalm, Voyage, Cinq tableaux de Caspar David Friedrich (2011)
• • • • • Piotr Moss - Meditation und Psalm, Voyage, Cinq tableaux de Caspar David FriedrichVon Harfen, die mit dem Schlagzeug streiten und sinfonischen Kommentaren zu den Gemälden eines großen Romantikersvon Rainer Aschemeier • 1. August 2011
So richtig wusste ich nicht, was mich erwartet, als ich vor einigen Wochen die neueste CD des für seine hochwertigen Produktionen bekannten polnischen DUX-Labels auspackte. Zwar war mir der Komponist Piotr Moss vom Namen her schon einmal begegnet, aber es stellte sich bald heraus, dass es gar nicht so einfach sein würde, tiefer gehende biographische Informationen zu finden, als das bisschen Geschreibsel, das einem auf Wikipedia begegnet. Nun, ganz so weit, wie etwa Philip Glass hat es Piotr Moss nicht gebracht, was aber auch ganz einfach daher rühren könnte, dass Moss‘ Musik weniger für die breite Masse gemacht ist. Gleichwohl hat auch dieser Komponist ein Händchen für das gekonnte „Verpacken“ seiner Stücke, sodass man schon beim Lesen der Titel auf dieser Novität von DUX neugierig wird: Da gibt es etwa „Cinq tableaux de Caspar David Friedrich“, ein Stück, dass von der Grundidee ein bisschen so gestrickt ist, wie einst Mussorgskys „Bilder einer Ausstellung“. Moss hat in diesem Stück (vom Prinzip her) sinfonische Dichtungen über fünf verschiedene, weltbekannte Gemälde des Romantikers Caspar David Friedrich versammelt, die sowohl einzeln als auch im Zusammenhang aufgeführt werden können. Das Bild "Baum mit Krähen" ist eines von fünf Gemälden Caspar David Friedrichs, die Piotr Moss in seiner Komposition "Cinq tableaux..." musikalisch in Szene gesetzt hat. Bildquelle: wikimedia commons Und diese Musik gefällt mir wirklich sehr sehr gut. Häufig fühlte ich mich an die Musik Henri Dutilleuxs erinnert, manchmal aber auch an die besseren Stücke von John Corigliano oder Thomas Ades. Da wundert man sich schon etwas, warum dieser Piotr Moss nicht bekannter ist und zumindest gleichrangig mit den zuvor Genannten gehandelt wird. Stattdessen hat es der Pole nicht einmal zu einem Eintrag in die 2006 neu erschienene MGG („Musik in Geschichte und Gegenwart“) geschafft — und dies muss man nach den Höreindrücken von dieser CD eindeutig den Verantwortlichen der MGG ankreiden, nicht dem Komponisten, der sich musikalisch auf hohem internationalen Niveau bewegt. Weitere Stücke auf der vorliegenden CD sind ein Konzert für zwei Harfen und Orchester mit dem Titel „Voyage“ sowie die Komposition „Meditation und Psalm“ für Chor und Orchester. „Meditation…“ finde ich persönlich weniger spannend, und es ist mir rätselhaft, warum ausgerechnet dieses Stück von der Plattenfirma zum „Hauptwerk“ beziehungsweise zum Starter dieser ansonsten ganz wundervollen CD auserkoren wurde. Das die hier dargebotenen Stücke immerhin nicht noch häufiger eingespielt werden müssen, dafür haben das Polnische National-Rundfunksinfonieorchester aus Katowice, ihr Dirigent Michał Klauza und die Solisten sowie der polnische Radiochor aus Krakau gesorgt. Sie bieten schlicht unüberbietbar großartige Interpretationen dieser wunderbaren Musik, die vom polnischen Radio dazu noch hervorragend mitgeschnitten wurde. Kürzlich erst besprachen wir an dieser Stelle eine CD mit Musik von Harald Genzmer, bei der ich verhalten die Künste deutscher Radiotonmeister (in dem Fall des Saarländischen Rundfunks) gelobt hatte (vgl. http://www.incoda.de/listener/reviews/213/harald-genzmer-orchesterwerke-vol-iv). Im Vergleich zu dieser Moss-CD jedoch, muss man sagen, dass die polnischen Tonmeister offenbar himmelweit die Nase vorn haben. Liest man dann noch im Booklet, dass es sich allesamt um Live-Aufnahmen handelt (was man beim Hören hin und wieder auch anhand von Hustern im Publikum bemerkt), bleibt einem glatt der Mund offen stehen. Bis in den tiefsten Basskeller und in die luftigsten Höhen ist das hier eine rundum Hifi-taugliche Aufnahme, die klangechnisch definitiv zum oberen Drittel dessen gehört, was ich in diesem Jahr bislang so auf den digitalen „Plattenteller“ bekam. Das ist wirklich sehr beeindruckend! Fazit: Dies ist eine CD, die man eigentlich jedem Liebhaber gemäßigter „Neuer Musik“ ärztlich verschreiben müsste, denn leider werden wohl die wenigsten von selbst auf die Idee kommen, Selbstmedikation mit Moss-Musik zu betreiben. ((Das Hörexempar der CD für diese Besprechung wurde uns freundlicherweise vom Vertrieb des Labels, der Firma „note 1“ zur Verfügung gestellt.)) |
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