Queensrÿche - Dedicated to ChaosEs fehlen weiterhin Saft und Kraftvon Rainer Aschemeier • 12. Juli 2011
Queensrÿche sind eine der Bands, die bis heute auf ihre Großtaten in den 1980ern reduziert werden. Bei vielen anderen Gruppen ist eine solcherart eingeschränkte Sicht der Dinge in aller Regel ungerechtfertigt; nicht so jedoch bei Queensrÿche. 1983 erschien die erste Veröffentlichung der Rocker aus Seattle: die famose, nach dem Bandnamen betitelte Mini-LP, bei der die Nordamerikaner zwar noch sehr im Fahrwasser von Bands wie Judas Priest und einigen US-Metal-Acts herumschipperten, aber durch den eigenständigen Gesang von Geoff Tate und tolle Songideen schon durchblicken ließen, dass da ein neuer Mega-Act mit den Hufen scharrte. Es folgten der Ausstieg von Leadgitarrist Chris de Garmo und anschließend ein Album nach dem anderen, die die einst gesteckten Maßstäbe nicht mehr erreichen konnten. Die Band verzettelte sich im heillosen Versuch zum einen der Grunge-Welle der ersten Hälfte der Neunzigerjahre etwas Substanzielles entgegenzusetzen, aber ohne den eigenen Sound dabei zu verraten. Zum anderen versuchte man den Anspruch dabei weiter nach oben zu schrauben. Beides scheiterte! Leider Fehlanzeige! Die Band strampelt seitdem wieder ziemlich hilflos im Treibsand eines undefinierbaren Soundmatschs aus Grunge, Metal, Pop und Progressive-Rock. Die daraus entstandenen Alben — allen voran das neue Werk „Dedicated to Chaos“ wirken in der Tat völlig chaotisch. Sie besitzen allesamt keinen „roten Faden“ mehr und lassen den Aspekt des „Gesamtkunstwerks Album“ völlig außen vor. Jede neue Veröffentlichung bringt somit zwar neue Songs mit sich, doch das ist schiere Masse; die Klasse von Alben wie „Rage for Order“ oder auch „Promised Land“ ist in weite Ferne gerückt und die einstigen Heroen befinden sich auf einem unerfreulich unterdurchschnittlichen Kreativitätslevel. Für einen Queensrÿche-Altfan wie mich ist diese Entwicklung natürlich besonders ärgerlich, und ich bin mir sicher, dass die Band inzwischen jüngere Anhänger um sich herum zu versammeln wusste, die die Band vielleicht erst seit ein paar Jahren kennen und auch voll hinter dem neuen Sound der Kapelle stehen. Jedoch müssten auch diese Fans merken, dass das neue Album nicht mehr als eine zusammengestückelte Ansammlung von zwar durchwegs gut hörbaren Rockstücken ist, dass diese Songs jedoch (wenn überhaupt) nur noch minimalen Wiedererkennungswert besitzen und so austauschbar sind, dass man es kaum merkt, wenn man die „Random“-Taste am CD-Player drückt. Es klingt einfach alles gleich… Fazit: Für meinen Geschmack hat „Dedication to Chaos“ genau den richtigen Albumtitel. Es ist das Programm, das Queensrÿche seit Jahren fahren und sich damit selbst immer mehr ins Abseits stellen. Das neue Album ist leider ein neuer Höhepunkt dieser unerfreulichen Entwicklung. |
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