King of Zydeco
Clifton Chenier

(2011)
Mel Bay Publications

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Clifton Chenier - King of Zydeco

Der King lebt!

von Rainer Aschemeier  •  1. Juni 2011
ISBN: 0786617799

Als ich gesehen habe, dass auf der Novitätenliste der letzten Woche auch ein Titel von Clifton Chenier auftauchte, habe ich die Gelegenheit ergriffen, um Euch den 1987 verstorbenen Akkordeonisten mal etwas näher zu bringen. Außerdem dürfte „King of Zydeco“ wohl zu den skurrilsten Veröffentlichungen des laufenden Jahres gehören — Grund genug, um einmal näher hinzusehen.

Clifton Chenier war einer der Hauptvertreter des Zydeco, einer aus Louisiana stammenden Spielart des Blues, die zwingend (!) ein Waschbrett (!) in der Bandbesetzung verlangt sowie häufig auch ein Akkordeon. Der Rest der Instrumente ist im Prinzip das Übliche, was man in einer Bluesband so vermuten würde. In den 1950er Jahren waren Musiker wie Clifton Chenier kurzfristig sehr populär in den USA, da sie schlau genug waren, den Bogen vom Blues zum Rock’n’Roll zumindest teilweise mitzubeschreiten. Wem Elvis zu „hart“ war, fand in Clifton Chenier und Konsorten einen abgesofteten und durch Akkordeoneinsatz auch „volkstümlicheren“ Zugang zu der neuen Musik — und das auch noch mit Texten auf Französisch. Später wurden die Alben des selbsternannten (?) „King of Zydeco“ wieder ursprünglicher, sodass man den authentischen Zydeco dort am Ehesten findet.

Chenier, der bei seinen Liveauftritten gern mal mit einer Krone auftrat (der „King“ halt…), erhielt in grauer Vorzeit sogar einen Grammy Award. Da sollte man sich einmal fragen, wie vielen kreolischstämmigen Musikern diese Ehre seitdem wohl wieder zuteil geworden ist!? Ich nehme einmal an, die Zahl der Betreffenden bleibt überschaubar…

Die vorliegende Veröffentlichung ist insofern ungewöhnlich, als das sie kein CD-“standalone“-Produkt ist, sondern vielmehr ein Buch mit CD-Beigabe. Offenbar hat der US-amerikanische Notenverlag „Mel Bay Publications“ das Kunststück fertiggebracht, den wuseligen und stets etwas „neben der Spur“ wirkenden Sound des Clifton Chenier-Songportfolios tatsächlich zu notieren und somit den mutmaßlich zahllosen Akkordeon-Spielern im Süden der USA zugänglich zu machen. Dass zu diesem Konzept auch eine CD gehört, ist natürlich nicht nur hilfreich sondern auch sehr löblich. Die Tracklist eben jeder CD habe ich mir einmal vorgenommen, und muss sagen, dass sich daraus ableiten lässt, dass die Leute von Mel Bay wirklich ein gutes Händchen bewiesen haben bei der Songauswahl.

Wer also Spaß an etwas ausgeflippter Cajun-Blues-Musik hat, kann hier zugreifen — wobei ich mal annehme, dass das Auffinden eines Importeurs für dieses „Audio-Buch“ nicht ganz unproblematisch werden könnte. Wer jedoch heimlich sowieso immer den herrlichen Internetradiosender „Infinite Accordion“ auflegt und sein Akkordeon schon immer mal mit etwas jenseits von Schneewalzer und Co. füttern wollte, sollte die Mühe nicht scheuen. Wer „nur“ an einer CD-Compilation Clifton Cheniers interessiert ist, wird sicherlich auch anderswo fündig. In dem Fall aber bitte darauf achten, dass Ihr eine Zusammenstellung erwischt, auf der nicht nur die „Rock’n’Roll-Phase“ des Künstlers drauf ist, denn damit hättet ihr nur den halben Clifton Chenier und im Übrigen auch nur den halben Spaß.