Robert Schumann - Musik für Cello und KlavierIn die Irre geführtvon Rainer Aschemeier • 21. März 2011 Kenner werden ob des Titels der hier besprochenen CD womöglich stutzen, denn der Anteil Musik, den Robert Schumann neben seinem furiosen Cellokonzert noch für das Instrument komponiert hat, ist (vermeintlich) verschwindend gering. Lediglich eine Kammermusikkomposition ist überliefert, die zudem kaum ein CD-füllendes Programm darstellen würde. Wie also haben Karine Georgian und Jan Willem Nelleke die vorliegende CD überhaupt zusammenstellen können? Die Antworten auf diese Frage sind zum Einen frappierend einfach und zum anderen routiniert raffiniert. Man bediente sich bei der Programmzusammenstellung nämlich zweier „Tricks“. Robert Schumann schrieb einige Stücke für Blasinstrumente, die er mit dem Hinweis versah, die Solostimme des Blasinstruments könne auch von einem Cello gespielt werden. Wahrscheinlich war er sich ob seiner Komposition „Adagio und Allegro“, op. 70 des Umstands bewusst, dass es mehr Cellistinnen und Cellisten auf der Welt gibt, als Menschen die Horn spielen – denn für dieses Instrument ist das Stück eigentlich verfasst worden. Ähnlich geht es weiter: Die „Fantasiestücke“, op. 73 sind eigentlich für Klarinette und Klavier gesetzt, aber es geht auch mit Cello. Auch bei den „Drei Romanzen“, op. 94 stand zunächst ein Blasinstrument im Fokus: Die Oboe, doch auch hier hatte Schumann bereits das Cello als mögliche Alternative im Sinn. Ganz anders verhält es sich mit der weithin bekannten Violinsonate Nr. 1, a-moll, op 105. Doch auch diesem Stück haben sich die Interpreten in der Cello/Klavier-Besetzung angenommen, ebenso wie den eigentlich für Bratsche und Klavier gesetzten „Märchenbildern“. Als letzter Kunstgriff erweist sich eine Komposition von Clara Schumann: Auch die „Drei Romanzen“, op. 22 waren ursprünglich für Violine und Klavier vorgesehen. Wie funktioniert nun diese großangelegte musikalische Austauschaktion? Es ist ein ambivalentes Bild. Wer vorher nicht weiß, inwieweit hier die Instrumente die Rollen getauscht haben, kann dies dem Endergebnis nicht entnehmen. Alles klingt, als sollte es genau so sein, als wäre das Cello das Instrument erster Wahl für diese Musik – nimmt man vielleicht einmal die für die Cellistin halsbrecherischen Schwierigkeiten der Violinsonate einmal außen vor. |
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