Warrior Soul - Destroy The War MachineKory Clarke endlich wieder politisch unbequemvon Rainer Aschemeier • 29. Mai 2010 Na endlich! Nach dem letzten – und wohl besten – Album in der Karriere der Kultband Warrior Soul im Jahre 1994 war es doch relativ still geworden um Frontmann Kory Clarke. Clarke, der Ende der 1980er angetreten war, um mit Warrior Soul eine spektakuläre und von Beginn an politisch äußerst unbequeme Mischung aus „Iggy Pop meets Heavy Metal“ auf’s Parkett zu legen, gehört schon lange zu den kultisch verehrten Größen des Undergrounds. Kein Wunder: Songs wie „The Wasteland“, „Salutations from the Ghetto Nation“, „Drugs, God and the New Republic“, „Punk and Belligerent“ oder „The Image“ klingen noch heute so subversiv und sperrig-frisch, dass die Band bei ihrer kleinen aber hartnäckigen Anhängerschaft einen Status genießt, der höchstens mit den politisch ebenfalls extrem frechen „Rage Against The Machine“ vergleichbar sein dürfte. In der Zwischenzeit war Clarke jedoch durchaus aktiv. Er veröffentlichte ein großartiges Album mit der nach dem letzten Warrior Soul-Album „Space Age Playboys“ benannten Combo und nannte die musikalische Gesamtausrichtung „Acid Punk“. Es war ein Wirbelwind von einem Album, das uns anno 1995 viel Freude bereitete. Nach einem Live-Album (eher ein offizielles Bootleg) erfolgte der Split auch dieser Gruppe und die Veröffentlichung von Clarke’s bislang einzigem Solo-Album „Opium Hotel“. Hier war der Name Programm: Clarke, der längst auch als Großabnehmer von harten Drogen landläufig bekannt ist, brabbelte in „spoken word-performances“ jede Menge unverständliches Zeug, untermalt von mal punkig-indie-mäßigen, mal eher spacig-trippigen Sounds: Eher eine Art Hörbuch als eine Rock-CD. Nach so viel Hin und Her hat Kory Clarke nun den Schritt gewagt, den seine Fans einerseits eh immer wollten, der aber andererseits auch eine gefährliche Sache ist: Die Wiederbelebung von Warrior Soul. Gefährlich war der Schritt vor allem deswegen, weil Warrior Soul in den Augen ihrer Fans nichts weniger als Legende sind. Und in der Tat muss man sagen, dass ein jedes Album der Band in ihren großen Zeiten eine Sensation für sich darstellte. Angefangen mit dem aufsehenerregenden Debüt „Last Decade, Dead Century“ über das Lieblingsalbum vieler Fans „Drugs, God and the New Republic“, dem wohl musikalisch substanzhaltigsten Werk „Salutations From The Ghetto Nation“, dem sperrig-berauschten „Chill Pill“ bis hin zum grandiosen Schlussakkord, dem punkigen „The Space Age Playboys“: Jeder einzelne Song ein Treffer ins Mark des konservativen Amerika, jeder Song ein Treffer auch musikalisch. Es war klar, dass das neue Line-Up nicht die alten Köpfe zeigen würde, war doch bereits 1994 beim letzten offiziellen Album „The Space Age Playboys“ (die später noch nachgereichte Kuriositäten-Sammlung „Fucker“ sowie ein „Best Of“-Album mit neu eingespielten Klassikern werten wir jetzt mal nicht…) Gründungsmitglied John Ricco wegen Meinungsverschiedenheiten nicht mehr mit von der Partie gewesen und Drummer Mark Evans war bereits zu tief im Drogensumpf versunken (in dem er kurze Zeit später bekanntlich umkommen sollte). Insofern war klar, dass man höchstens mit Bassist Pete McClanaghan ein Originalmitglied hätte erwarten können, doch auch ihn bekommen wir heuer nicht zu Gesicht. Stattdessen präsentiert uns Kory Clarke eine vollkommen neue Mannschaft (überwiegend Skandinavier!) , die der geneigte Fan nun als „Warrior Soul“ akzeptieren soll. Das Album ist trotzdem toll; und das liegt an den vielen, vielen starken Songs, wie „Motor City“, „Don’t Believe“, „Burning Bridges“, „Knocking ‚Em Down (In The City)“, etc., die zumindest bei mir erstmals seit 1995 wieder echte Kory Clarke-Laune aufkommen lassen. In diesem Sinne: Eine echte Empfehlung und für mich eines der starken Alben des Jahres 2009, das im Mai 2010 nun endlich auch offiziell in Deutschland erschien (war vorher nur als US-Import erhältlich). Die ersten fünf Warrior Soul-Alben bleiben aber singuläre Ausnahmeerscheinungen, die – das wird nun klar – eine Bandleistung waren. Kory Clarke allein (mit skandinavischer Bewaffnung) kommt dem alten Status zwar beeindruckend nahe, bleibt aber in den wirklich wichtigen Punkten doch vergleichsweite weit von alten Standards entfernt. Ach, und ganz am Rande: Ein Banksy-Graffiti als Covermotiv – das ist schon ziemlich cool! |
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