The Craziesvon Frank Castenholz • 18. April 2010 Ein Film, der mit Johnny Cash beginnt und mit Willie Nelson endet, kann sich meiner grundsätzlichen Sympathie sicher sein. Anders als Zack Snyders „Dawn of the Dead“-Remake, das seine gewinnendsten Momente ebenfalls u.a. der Indienstnahme von Cash verdankt und aus dessen „Achterbahn-Effektfolge“ im Übrigen leider „jeglicher politische Impuls sorgfältig getilgt ist: ein Zombiefilm für die Spaßgesellschaft“ (so mit Recht Georg Seeßlen), verspielt Eisner seinen Bonus nicht. Die Neuverfilmung von George A. Romeros wohl politisch offensivstem Werk aus dem Jahr 1973 bleibt nicht nur in Bezug auf die Ausgangssituation dem Vorbild treu: Aufgrund des Absturzes eines US-Militär-Transportflugzeuges in einen See verseucht eine biologische Waffe namens „Trixie“ das Trinkwasser eines isoliert gelegenen amerikanischen Provinzkaffs. Nachdem erste Dorfbewohner zu stumpfen Hüllen mit Mörderinstinkt mutieren, fällt das Militär ein, pfercht die Bürger, ob jung oder alt, gesund oder infiziert, wie Vieh in einem behelfsmäßigen Lager zusammen und ordnet dem Zweck – eine weitere Streuung des Virus zu verhindern – alles unter. Es wird bald klar: die möglichst spurlose Ausradierung der Ortschaft mitsamt ihrer Einwohner ist das effektivste militärische Mittel. Während Romero allerdings einen gleichermaßen distanzierten Blick auf das Geschehen behält und die allwissende Kamera – wie in einem gesellschaftlichen Modellversuch – allen Akteuren (Bürger, Bürgermeister und Dorfsheriff, Kommandeur vor Ort, Planungsstab mit Standleitung nach Washington und einem Wissenschaftler, der fieberhaft nach einem Gegenmittel forscht) über die Schulter blicken lässt, bleibt Eisner konsequent auf der Erfahrungs- und Erkenntnisebene des Dorfsheriffs. Damit wird dem Zuschauer eine typische Identifikationsfigur geboten: der Durchschnittsmensch, der angesichts der Katastrophe über sich hinaus wächst und versucht, mit seiner schwangeren Frau und seinem Deputy dem Szenario zu entfliehen. Der willkürliche Terror des Militärs wird so noch unmittelbarer erfahrbar, zugleich werden die Infizierten hier noch deutlich stärker als allzeit präsente zombieähnliche Bedrohung inszeniert. Das Publikum wird von einem Schreck zum nächsten gehetzt („gorehounds“ kommen bei der Vielzahl an äußerst blutigen Szenen voll auf ihre Kosten) und permanent unter Spannung gehalten. Eisner nutzt hierfür alle gängigen und eigentlich vorhersehbaren genretypischen Schablonen, Tricks und Kniffe, montiert diese aber so geschickt und verfügt dabei über ein solch präzises Timing, dass der Film sich deutlich von vergleichbaren Schockern abzusetzen weiß. Ein Mähdrescher im Zwielicht, der Infizierte mit der Heugabel, das Auto in der Waschanlagen-Falle, „The Crazies“ liefert viele Bilder und Szenen, an denen sich künftige Genreprodukte messen lassen müssen. Der Ansatz der Vorlage wird dabei weder korrumpiert noch erheblich verwässert, wenn auch der Verzicht auf das politisch allzu Plakative und die stärkere Betonung des Unterhaltungsfaktors eine weitaus größere Marktkonformität garantieren dürften. Ein erfreulicheres und erfrischenderes Update eines Horror-Klassikers habe ich selten gesehen. |
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