Scott Matthews - ElsewhereVon vorbeiziehenden Fremden und einem echten Gott des Rocksvon Rainer Aschemeier • 24. August 2009 Achtung, Verwechslungsgefahr! Dies hier ist keine Rezension des neuen Albums des beim Beverunger Glitterhouse-Label unter Vertrag stehenden australischen Barden Scott Matthew („s“ fehlt!), welches bekanntlich den unaussprechlichen Albumtitel „There Is An Ocean That Divides And With My Longing I Can Charge It With A Voltage That’s So Violent To Cross It Could Mean Death“ trägt. Es ist vielmehr das zweite Album des britischen Musikers, der in letzter Zeit so oft in einem Atemzug mit dem zu früh verstorbenen Jeff Buckley genannt wird. Bereits 2007 hatte Matthews mit „Passing Stranger“ auf seinem eigenen Label und mit eigenem Geld ein phänomenales Debüt vorgelegt, das an so manche Großtat des folklastigen Rocks anschließen konnte und darüber hinaus noch einen peppigen Nineties-Grunge-Anstrich mit auf den Weg bekam. Mann, war das ein Album! „Passing Stranger“ war eine Scheibe, wie sie sein sollte, und beim Hören kommt einem auch heute noch der vielstrapazierte Spruch „No fillers, just killers“ in den Sinn. Jeder Song war eine Wucht für sich. Ausnahmsweise war das Leben gerecht und ein finanzkräftiges Majorlabel (in Form von Universal Music) signte den jungen Künstler daraufhin für das traditionsreiche Label „Island Records“ (Glückwunsch zum diesjährig stattfindenden 50. Label-Geburtstag!), das einst die drei wunderschönen Nick Drake-Alben unter’s Volk gebracht hatte. Und damit wäre auch schon ein offenkundiger Einfluss von Scott Matthews genannt. Nicht nur die Melodieführung sondern auch die erstaunlich wandlungsfähige Stimme des Singer/Songwriters klingt wie eine höchst reizvolle Melange aus dem sanften Melancholieschmelz von Nike Drake und der kraftvollen Sonorität von Pearl Jam’s Stilikone Eddie Vedder. In den hohen Passagen schimmert dann tatsächlich Jeff Buckley durch und gerade dann, als man auch noch eine Imitation von Robert Plant zu hören glaubt, stellt man beim Blick ins CD-Booklet von „Elswhere“ fest: Mein Gott, er isses! Ja, es wurde richtig gelesen, der Rock’n’Roll-Gott höchstpersönlich gibt hier als Duettpartner Scott Matthews‘ beim Song „12 Harps“ einen glanzvollen Gastauftritt. Doch leider ist im Vergleich zum Matthews-Debüt das Songwriting auf „Elswhere“ weniger glanzvoll geraten. Vielfach scheinen Ideen zu fehlen, die es vor zwei Jahren noch fast im Überfluss gab. Auch war „Passing Stranger“ abwechslungs- und variantenreicher. „Elswehere“ kommt über weite Strecken (vor allem während der zweiten Albumhälfte, gewissermaßen der „B-Seite“) etwas arg dröge und eintönig daher, wird sogar stellenweise etwas langatmig. Das ist mit „Passing Stranger“ im Sinn besonders schade, denn jenes Album war fesselnd und geradezu bezwingend Aufmerksamkeit erregend. Es ist schade, doch „Elsewhere“ ist eher guter Durchschnitt und somit im Bereich einer gerade-noch-Dreier-Wertung. Ein kleiner Trost ist das m. E. sehr hübsche Coverartwork der CD sowie die Tatsache, dass Scott Matthews noch jung ist und hoffentlich in zwei Jahren dann eben wieder ein Album einspielen wird, das ähnlich viele Facetten aufweisen kann wie „Passing Stranger“ vor zwei Jahren. Ich bin gespannt, wer dann den Gastauftritt übernimmt. Gibt es eine Steigerung zu Robert Plant? Ich glaube: Nö! |
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