The Vanguardvon Frank Castenholz • 17. Januar 2009 Das Debüt des britischen Regisseurs Matthew Hope, das letzes Jahr auf dem Brussels International Fantastic Film Festival (BIFFF) Leinwandpremiere feierte, ist eine weitere Zombiefilmvariante (man kann da wohl ruhigen Gewissens von einem bewährten Trend sprechen), allerdings mit ein paar interessanten neuen Facetten. Dabei kommt einem das Setting nicht unbekannt vor: Zukunft, Wissenschaftler, Verschwörung, Unglück, Seuche, Degeneration des Menschen zum agressiven Primaten, nur ein paar Menschen bleiben auf einer entvölkerten Welt übrig und stolpern als Freiwild durchs Gehölz. Das umherpatroullierende übellaunige Militär macht das (Über)Leben natürlich auch nicht leichter. In diesem Szenario schlägt sich der verrohte Einsiedler Max schon Jahre durch, versteckt sich im Wald, sieht aus wie Bonnie „Prince“ Billy und beherrscht die Kunst des Speerwurfs und doppelten Axtschlags in Perfektion: Er wird einem nicht gänzlich verkommenen Soldaten begegnen, dann einer jungen Wissenschaftlerin, die er zaghaft ins wilde Herz schließt. Mit ihrer Hilfe könnte die Menschheit eine zweite Chance bekommen – wenn sie es denn wert ist… Hope stapelte nicht gerade tief, als er „The Vanguard“ bei der Premiere in Brüssel folgendermaßen beschrieb: „It’s like 28 Days Later meets The Omega Man directed by the bastard son of Kubrick and Kurosawa!“ Wie dem auch sei: Er hat es tatsächlich geschafft, dem Film trotz niedrigen Budgets eine faszinierende Optik zu spendieren und ihm durch konsequentes Dialog-Fasten (Max gibt die meiste Zeit des Films über vor, taub und stumm zu sein) sowie seine meist ruhige, immer erfreulich seriöse Erzählweise, die auf nur sparsame klassische Horror-Effekte setzt, eine eigentümliche Atmosphäre zu verleihen. Beim Betrachten der durchgehend sorgfältig arrangierten und eingerahmten Bilder wird einem erst bewusst, dass diese Lust an visueller Brillanz und Originalität bei so vielen anderen Filmen fehlt. Die wenigen Szenen, die den Zuschauer dann plötzlich in einen apokalyptischen Kriegsschauplatz hinkatapultieren und ihn als Quasi-Teilnehmer des Geschehens der Orientierungslosigkeit preisgeben, wirken dadurch um so intensiver: Dass Max‘ Stimme aus dem Off sich in ihren Reflektionen über Gott und die Welt etwas verhebt, die Entwicklung seiner Beziehungen zu den anderen Akteuren noch intensiver hätte ausgeleuchtet werden können und die Savages durchaus noch etwas beängstigendere Auftritte verdient hätten, sind verzeihliche Schwächen. Von Hope erhoffe ich mir noch viel. |
StöbernVerwandte / ähnliche Artikel: ArchivAlle Reviews können im Archiv nachgeschlagen werden. Dort ist auch eine gezielte Suche möglich. |