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The Listener

Blog für klassische Musik und mehr! ...seit 2003

Good to be Bad
Whitesnake

(2008)
Steamhammer/SPV

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Whitesnake - Good to be Bad

Weiße Schlange mit Zahnprothese

von Rainer Aschemeier  •  20. Mai 2008

Neben der Reunion von MSG hat eine weitere Rockband, die in den 1970ern am besten, in den 1980ern aber am erfolgreichsten war, eine neue CD eingespielt. Bei Whitesnake ist das ähnlich aufsehenerregend wie bei MSG, denn das neue Album „Good to be Bad“ ist nicht nur das zehnte Studioalbum der Gruppe um Ex-Deep Purple-Fronter David Coverdale, sondern auch das Jubliäumsalbum zum 30ten „Bandgeburtstag“ (wenn man jetzt mal die 1978er EP „Snakebite“ als Startpunkt ansetzt, es gäbe auch andere Optionen…). Außerdem erschien das letzte Whitesnake-Album „Restless Heart“ 1998 – auch schon wieder zehn Jahre her. Kein Wunder also, dass das erschröcklich bunte Albumcover von „Good to be Bad“ eine große römische „zehn“ aufweist.

Der erste Höreindruck: Unverschämt druckvoller Sound! Fast schon zu druckvoll – ähnlich übertrieben wie seinerzeit das ebenfalls überfrachtete „Coverdale/Page“-Album – bläst die CD vom ersten Moment an alles weg, was sich zufällig gerade vor den Boxen aufgehalten hat. Kein Wunder: „produced, engineered and mixed by the Brutal Brothers“. Es musste ja so kommen: Nach 30 Jahren im Business ist Coverdale reif für eine Reise nach Klapsmühl…

Die derzeitige Whitesnake-Besetzung (für diejenigen, die in den letzten Jahren nicht so auf dem Laufenden waren) ist eine Mischung aus „ach der“ und „kennt man nicht“. Kommen wir zunächst zu der „ach der“-Fraktion: David Coverdale (logo), Reb Beach (u. a. Ex-Winger) sowie Coverdales neuer Liebling und Sologitarrist Doug Aldrich (Ex-Lion, Ex-Dio, Ex-House of Lords, usw.). Die „kennt man nicht“-Fraktion: Timothy Drury (spielte meines Wissens auch auf „Restless Heart“ schon Keyboards), Uriah Duffy (Bass) sowie Chris Frazier (war schon mal bei Steve Vai, Doro, Edgar Winter, usw. – wurde wohl durch Doug Aldrich angeschleppt, denn er trommelte anno 2001 auch schon auf Aldrichs Soloalbum).

Musikalisch bietet das neue Whitesnake-Album im Prinzip weder etwas Neues noch etwas Besonderes und stellt sich somit in eine Reihe mit ca. 95% aller anderen Whitesnake-Alben. Die Fans werden es trotzdem mögen, denn seit „1987“ kopiert sich die Band ohnehin auf jedem neuen Album selbst. Vorbei die bluesgeschwängerten Hymnen der späten Siebziger, in der Mickey Moody und Bernie Marsden noch wussten, wo der Hammer hängt und Jon Lord genussvoll gurgelnde Hammondsoli auf’s Parkett schickte während Ian Paice im Team mit Neil Murray höllisch groovte. Heute muss man einfach konstatieren: Whitesnake im Jahr 2008 sind nett, belanglos und (mehr als viele andere Gruppen ihrer Generation) wirklich vollständig outdated. Das passt irgendwie gut zur Zahnprothese von David Coverdale – übrigens die offensichtlichste Zahnprothese, die das Rockbusiness je gesehen hat.

Wieder einmal beeindruckend ist der glänzend aufspielende Doug Aldrich, der schon gaaaaaanz lange (1987 erstes Album mit „Lion“) zu den beeindruckendsten Rockgitarristen der Szene gehört, aber erst 2002 (!) durch Ronnie James Dio ins Licht einer breiteren Öffentlichkeit gerückt wurde – wo ihn David Coverdale prompt während einer laufenden Tournee für Whitesnake abwarb. Starkes Stück war das damals. Aus kreativer Hinsicht kann man eigentlich nur sagen: „Wärst Du mal bei Dio geblieben…“ aber aus monetärer Perspektive wäre ich als Gitarrist bei „Whitesnake“ wohl auch zufriedener.

Die nächste Veteranen-Reunion, die noch in diesem Jahr ansteht und in die man sicherlich größere Hoffnungen stecken darf als in die jüngsten Whitesnake-Tätigkeiten, wird das Reunion-Album der 1982er Black Sabbath-Besetzung sein, die sich ja gegenwärtig „Heaven and Hell“ nennt. Wir sind gespannt ob es dabei bleibt – und hören bis dahin lieber MSG statt Whitesnake…

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