Go to content Go to navigation Go to search

The Listener

Blog für klassische Musik und mehr! ...seit 2003

In the Midst of Beauty
MSG

(2008)
inakustik

• • • •

MSG - In the Midst of Beauty

Michael Schenker endlich wieder in Amt und Würden!

von Rainer Aschemeier  •  20. Mai 2008

Michael Schenker braucht keine erneute Vorstellung. Jeder weiß, er ist DER deutsche Rockgitarrist. Der Typ, der normalerweise in einem Atemzug mit Eddie Van Halen, Jimmy Page, Ritchie Blackmore und Jimi Hendrix genannt wird – aber leider auch der Typ, der während der letzten zehn Jahre wie eine Mischung aus Rübezahl und Wischmopp durch die Gegend gelaufen ist. Das „Deutsche Universalwörterbuch“ aus dem Hause „Duden“ definiert den „Mopp“ übrigens wie folgt: „einem Besen ähnliches Gerät mit langen [in einem Öl getränkten] Fransen zum Aufnehmen des Staubes auf dem Fußboden.“ Diese Zeiten sind im Hause Schenker also nun vorbei…

Möglicherweise (denn nix genaues weiß man nich‘...) bis an die Ohren zugedröhnt (?) hatte Schenker nach der Auflösung der letzten auch von den alten Fans tolerierten MSG-Besetzung mit Robin McAuley eine phonale Niete nach der anderen abgeliefert, tummelte sich auf „The Unforgiven“ mit dem damaligen „nach-der-Mode-Sänger“ Kelly Keeling im zähen Grunge-Sumpf und legte mit „Be Aware of Scorpions“ eine gar nicht mal schlechte, aber in letzter Konsequenz doch zu flache Hardrockscheibe vor. Ach ja, außerdem gab es da noch das unterirdische Machwerk „Written in the Sand“ und eine ungewöhnliche Livescheibe, bei der sich Schenker Anno 2004 mit einem Mann namens Siggi Schwarz auf die Bühne stellte. 2006 folgte dann mit „Tales of Rock’n’Roll“ eine erste Hinwendung zurück in die Vergangenheit. Schenker griff tief in die Trickkiste und holte einige seiner Ex-Sänger (u.a. Gary Barden und Graham Bonnett) wieder aus der Versenkung. Das Songniveau war trotzdem noch unfassbar flach. Die Freundschaft mit dem angesprochenen Siggi Schwarz war in letzter Konsequenz aber offenbar eine gute Partnerschaft, schließlich zeichnet letztgenannter heute als Co-Produzent des jüngsten MSG-Albums „In the Midst of Beauty“ mitverantwortlich.

Eine x-beliebige neue MSG-CD wäre demnach wohl ziemlich unbemerkt an unserer Website vorübergegangen, wäre diesmal nicht etwas wirklich Besonderes passiert: Michael Schenker hat tatsächlich das umgesetzt, was seine Fans buchstäblich seit Jahrzehnten unter Tränen der Erschöpfung immer wieder gefordert hatten: Er hat die alte Mannschaft wieder an Bord geholt, mit der er Anno 1980 das erste MSG-Album eingespielt hat! Und WAS für eine Mannschaft er damals hatte, braucht kaum betont zu werden: Damals waren es Gary Barden, Don Airey (heute „Deep Purple“), Mo Foster und Drum-Legende Simon Philips (am bekanntesten wohl durch „Toto“, spielte aber auch für fast jede andere große Band im Business, von Frank Zappa und Peter Gabriel über „Journey“ und Jeff Beck bis hin zu „Judas Priest“ und „Whitesnake“).

Außer Mo Foster (der mehr als gleichwertig durch Neil Murray [Ex-“Whitesnake“, Ex-“Black Sabbath“] ersetzt werden konnte) steht nach 28 Jahren (!) die alte Truppe wieder zusammen an der Ladenkasse und buhlt um Käufer. Das ist schon mal eine Erwähnung wert, zumal nicht nur die ergrauten Herren, sondern auch ihre Songs endlich wieder lässig rocken, mit tollen MSG-typischen Melodien und angenehm größenwahnsinnigen Gitarrensoli. So will es der MSG-Fan! Zwar können nicht alle Kompositionen das hohe Niveau des Openers „City Lights“ halten – den man tatsächlich unbesehen auf das 1980er Debüt schmuggeln könnte, ohne dass man es bemerken würde -, doch gibt es jede Menge angenehmer Highlights, die einen den Kauf des Albums nicht bereuen lassen.

Besonders positiv fällt auf, dass Gary Bardens Stimme sich in guter Form präsentiert und höchst anhörbar gealtert ist. Zwar gibt er heutzutage weniger hohe Töne von sich als anno dunnemals, aber, hey – wir werden ja alle nicht jünger. Die Leistung von Barden auf diesem Album ist zumindest für mich eine Überraschung: Wer die „True Brits“-Alben aus den späten 1980ern kennt, weiß, dass es um Bardens Stimme nicht immer zum Besten stand.

Größter Kritikpunkt der neuen Scheibe ist – wie leider bei vielen Rockproduktionen jüngeren Datums – der Sound, der durch Toningenieur Romi Schickle im Studio 2 in Neu-Ulm ( – wie strange ist DAS denn?!? – ) offenbar bewusst etwas achtzigerjahrelastig angelegt wurde, in letzter Konsequenz aber eben doch nur dünn klingt. Selbst die Remasters der alten Klassiker klingen heutzutage druckvoller. Zusätzlicher Problempunkt: Simon Philips‘ Drums wurden separat in einem anderen Studio in Kalifornien ( – DA müssen MSG-Alben herkommen bitteschön! – ) aufgenommen. Leider hört man das ziemlich deutlich. Ein kompakter Gesamtsound konnte nicht erreicht werden, der Drumsound wirkt durchwegs als Fremdkörper.

Fazit: Natürlich nicht wie früher, aber in Zeiten untergehender Rock-Kultur einfach verdammt schön, dass es sowas noch gibt und wirklich lohnenswert für jeden alteingesessenen MSG-Fan.

Stöbern

Verwandte / ähnliche Artikel:

Archiv

Alle Reviews können im Archiv nachgeschlagen werden. Dort ist auch eine gezielte Suche möglich.