Offscreen Reviews IX: VIVAvon Frank Castenholz • 26. März 2008 Das Spielfilmdebüt von Anna Biller ist eine Hommage an die Sexploitation-Ära der 70s und beutet nun seinerseits diverse Vorbilder und Klischees aus jener Zeit aus. Angekündigt als „feast of style, color, drugs and baby doll lingerie“ war dies eine Vorführung, die man sich, wenn man noch halbwegs bei Trost ist, natürlich nicht entgehen lassen konnte. Die Hausfrau Barbie (Anna Biller höchstpersönlich) hockt daheim, während sich ihr Gatte Rick auf der Arbeit und beim Skifahren in Aspen vergnügt. Davon haben sie und ihre Freundin Sheila schließlich die Nase voll. Sie lassen den Staubsauger links liegen und begeben sich auf einen Streifzug durch die bunte Welt von Nudisten-Camps, Edel-Bordellen und Gruppensexparties. Das Püppchen Barbie wird zur wollüstigen Viva… Der Film ist eine One-Woman-Show, Anna Biller hat das Drehbuch geschrieben, Regie geführt sowie die agressiv-bunten 70s-Kostüme und Interieurs gestaltet. Dabei herausgekommen ist leider ein ziemlich mäßiges, überspanntes und zähes Semi-Vergnügen, das der aufdringlichen Ironisierung, den hölzernen Dialogen, dem sturen Hoppeln durch alle erreichbaren Klischees und insbesondere dem durchweg unterirdischen Schauspiel geschuldet ist; stellenweise fürchtete man, gleich kommt auch noch Hape Kerkeling mit einem Eierlikör um die Ecke. Natürlich soll das alles auch irgendwie genau so dilettantisch wirken, wie es aussieht, schließlich werden hier die hanebüchenen Dialoge und Szenerien der Sexstreifen von anno Schlaghose parodiert – man sieht’s ja an den idiotischen Perücken, man hört’s ja am penetranten Sergio-Mendes-Pool-Party-Georgel -, mich beschlich allerdings die starke Ahnung, dass es tatsächlich hinter all der gewollt albernen Überzeichnung auch dilettantisch ist. Ohnehin, forcierter Camp ist doch letztlich kein schöner Camp, sondern einfach nur fad. Trotz der hohen Nudie-Quote gibt sich der Film auch noch gendermäßig frisiert und auf Indie-Exaltiertheit getrimmt, er hat vermutlich auch hinter aller Holzhammer-Parodie noch eine Botschaft. Nur welche? Frau Biller dazu: Wegen der unendlichen Mühe, die in diesen verunglückten Film geflossen sein muss (jawohl, das Set-Design und die Kostüme lassen sich wirklich sehen), war das Spektakel aber dann doch eher rührend schlecht denn wirklich ärgerlich. Eine Bewertung verkneife ich mir daher und wünsche lieber für den nächsten Film ein glücklicheres Händchen. Denn irgendwie mag ich Anna Biller, ganz unironisch. |
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