Originals and Beyond – Klaviertranskriptionen von Beethoven, Schönberg und SchumannMusikarchitekten am Werkvon Rainer Aschemeier • 12. November 2014
Der Musiklaie schiebt die Schuld schnell auf den Komponisten. Wohl deswegen finden sich so viele Vorurteile der Art Robert Schumann habe schlecht instrumentiert oder bei Gustav Mahlers Werken sehe man die Musik vor lauter Bombast nicht mehr. Beide Urteile sind grundweg falsch. Richtig ist aber, dass vor allem Schumann und Mahler – noch schlimmer dessen Nachfolger im Geiste wie etwa Schönberg oder Berg – häufig sehr schlecht interpretiert werden, von Orchestern und Dirigenten, denen es auf die innere Differenzierung eines Werks „nicht so anzukommen“ scheint, die Effekt über Musikalität und Show über Einsicht stellen. C. Orff – Carmina Burana • • • • • Carl Orff - Carmina Burana"Zurück zur Partitur"von Rainer Aschemeier • 7. November 2014
Nun erscheint mit der Einspielung des Orchester Anima Eterna Brügge unter der Leitung seines Gründers und langjährigen künstlerischen Leiters Jos van Immerseel eine Aufnahme, die uns keck verspricht, man würde jetzt aufräumen mit allen Vorurteilen. Denn – hört, hört! – man kehre nun „zurück zur Partitur“, und das beseitige eigentlich schon alle Fragen. Nun sollte man meinen, dass eigentlich jedes Orchester und jeder Dirigent die Absicht haben sollte, zur Partitur „zurückzukehren“, wenn ein musikalisches Werk aufgeführt werden soll. Insofern ist der Einführungstext zu der neuen Carmina Burana-CD schon wirklich fast lachhaft. A. Vivaldi – Konzerte für zwei Violoncelli • • • • Antonio Vivaldi – Konzerte für zwei VioloncelliVivaldi auf der Goldwaage?von Rainer Aschemeier • 5. November 2014
Keine Frage: Julian Lloyd Webber ist ein Weltstar unter den Cellisten. Und unter denen gibt es ja nicht so viele, die sich mit dieser Plakette schmücken könnten. Allerdings ist bei ihm auch immer fraglich, ob dieser Ruhm wirklich ganz auf seiner Karriere als Cellist beruht oder ob nicht auch etwas vom strahlenden Glanz seines älteren Bruders, dem Musicalkomponisten von Smash-Hits wie „Jesus Christ Superstar“, „Cats“, „Phantom of the Opera“ oder „Starlight Express“ auf ihn abgefärbt hat. Leoš Janáček – Sinfonietta / Taras BulbaOhrenöffner aus Bambergvon Rainer Aschemeier • 4. November 2014
Notts Dirigat von Janáčeks sinfonischen Hauptwerken „Taras Bulba“ und „Sinfonietta“ (die, wie wir ja wissen, eigentlich eine ausgewachsene Sinfonie ist) gehörte zu den Highlights des Veröffentlichungsjahrs 2006. Schon 2004 eingespielt, zeigt sie Nott und die Bamberger als Meister der musikalischen Transparenz. Wo andere diese Werke schwer und bombastisch musizierten, scheint es im Rückblick, als hätten Nott und sein Bamberger Orchester schon mal für den anstehenden Mahler-Zyklus geübt. Friedrich Kalkbrenner – KammermusikRehabilitiertvon Ulrich Hermann • 30. Oktober 2014
Kein Wunder also, dass sich das vielgelobte Linos Ensemble dieses Mannes angenommen hat. Herausgekommen sind sehr lebendige und bezaubernde Aufführungen, die allen beteiligten Musikern hörbar viel Spaß bereitet haben. Besonders hervorzuheben ist selbstverständlich die Pianistin Konstanze Eickhorst, die mit ihrem überhaupt nicht auftrumpfenden Klavierspiel zwar immer den Ton angibt, aber – dies auch eine Meisterleistung des Aufnahmeteams – den Klang des Flügels so direkt und passend einfügt, dass es ein wahres Vergnügen ist, diese CD mit solch unbekannten und dennoch höchst ansprechenden Kompositionen anzuhören. Mit Bach durchs Jahr Vol. IIISo nahe wie möglich am Wunder Bachvon Rainer Aschemeier • 29. Oktober 2014
Wie vielleicht regelmäßigen Lesern unseres Blogs schon bekannt ist, hat the-listener.de ein ganz besonderes Faible für Orgelmusik. Der Grund, warum es trotzdem nicht viel in diesem Genre zu rezensieren gibt, ist der, dass Orgelmusik-CDs häufig a) schlecht aufgenommen und b) mies interpretiert sind. Berüchtigt sind die etwa arhythmischen „Mini-Pausen“ unmusikalischer Organisten, die den Fluss der Musik stören und meist von einer Überforderung des Interpreten zeugen. Ebenso berüchtigt sind CDs, bei denen der Tonmeister in Sachen Mikrofonierung bei einer Kirchenorgel in schwierigen Hallverhältnissen, wie sie eben in einer Kirche vorkommen, eben auch überfordert war, sodass sich das Instrument entweder wie aus weiter Ferne aufgenommen anhört oder mehr Gebläse als Orgelmusik aus den Boxen strömt. G. Allegri - Miserere (Transkr.) • • • • • Gregorio Allegri - Miserere (Transkr.)Aufnahme mit Kultpotenzialvon Ulrich Hermann • 27. Oktober 2014
Dass dazu die Ausführenden, der „Chorus sine nomine“ unter der Leitung von Johannes Hiemetsberger und der Saxophonist Michael Krenn, überzeugend und makellos singen und spielen, selbst von dem, was sie da hervorbringen, sicherlich beeindruckt, lässt das Zuhören zu einem ganz besonderen Erlebnis werden. Wenn dazu gerade Sonntag ist – wie bei meinem ersten Eindruck –, dann ist das fast wie ein eigener, ganz persönlicher „Sonntagsgottesdienst“. Auch das kann eben mit einer solchen CD geschehen. Carl Nielsen – Sinfonien Nr. 4 & 1von Rainer Aschemeier • 27. Oktober 2014 Wünscht man sich von so einem eine Nielsen-Gesamtaufnahme? Zwar gibt es genug Menschen, die bei Nielsens Sinfonien vor allem geballte Power suchen, die Sinfonien wie die vierte („Das Unauslöschliche“) oder die zweite („Die vier Temperamente“) sicherlich en masse haben. Doch ist Nielsen eben auch einer, der unglaublich diffizile Feinheiten mit seiner Musik transportiert. Da sei allen anderen Werken seiner Feder voran die grandiose fünfte Sinfonie genannt, aber auch die faszinierende Sechste. Und: Die scheinbaren „Powerstücke“ wie etwa die Vierte sind, wenn man sie genauer betrachtet, ebenfalls höchst fragile Kunstwerke, die einen Dirigenten verdienen, der das erkennt und nicht alles mit einem Full-Power-Hochglanzsound verdirbt. Antonio Vivaldi – Vivaldi-Edition (66 CDs)von Rainer Aschemeier • 20. Oktober 2014 Anfang der 2000er-Jahre startete Brilliant Classics mit einer ersten, repräsentativ verpackten Vivaldi-Ausgabe. Damals umfasste sie 40 CDs und war vor allem mit Lizenzaufnahmen bestückt, von denen die meisten von italienischen Labels wie tactus kamen. Aber auch aus Ungarn bekam man einige Lizenzen vom Hungaroton-Label. Bis heute halte ich diese Ausgabe hoch in Ehren. Ist sie doch in meinen Augen eines der gelungensten Beispiele dafür, wie sich Qualität und Quantität die Hand reichen können, wenn man einen Editor daran setzt, der sein Handwerk versteht. 2010 erlebte die „Vivaldi-Edition“ ein Revival bei Brilliant Classics. In gänzlich neuer Verpackung und nun mit zwei Hand voll Eigenproduktionen ausgestattet, umfasste sie zwar nach wie vor 40 CDs, hatte aber teilweise schon einen anderen Inhalt wie noch zu Beginn des Jahrtausends. Nun, am 31. Oktober 2014, folgt das bislang umfassendste „facelift“ der Vivaldi-Edition. Eigentlich handelt es sich dabei (um im Autojargon zu bleiben) um ein ganz neues Modell. L. Berio – Orchesterwerke • • • • • Luciano Berio – OrchesterwerkeBisheriger Höhepunkt in der Folge von Musik des 20. Jahrhunderts in Einspielung Hannu Lintusvon Rainer Aschemeier • 14. Oktober 2014
Hannu Lintu ist der Mann, der bei Ondine immer dann zum Einsatz zu kommen scheint, wenn es um die Musikmoderne geht. Allein in den letzten beiden Jahren hat der Finne schon mehrere hochkarätige Alben mit Musik des 20. Jahrhunderts veröffentlicht, von Enescu bis Ligeti, von Messiaen bis (nun ganz neu) Luciano Berio. Dabei ist nicht nur Lintu selbst zu einem der derzeit wichtigsten Interpreten der Musik des 20. Jahrhunderts aufgestiegen, sondern das Ondine-Label hat sich mit seinen hervorragend programmierten und sehr gut klingenden Produktionen auch einen Stammplatz in allen CD-Schränken gesichert, die im Haushalt von Hörern stehen, denen die Musikmoderne nicht egal ist. |
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