The FirmThe Firmvon Rainer Aschemeier • 30. Juni 2006 Alles begann mit einer Tragödie griechischen Ausmaßes: Am 24. September 1980 verstarb Led Zeppelin-Drummer John Bonham nach einer Orgie (ebenfalls griechischen Ausmaßes) in einer von Zep-Gitarrist Jimmy Page zur Villa umgebauten mittelalterlichen Mühle in Windsor. Einige Monate später war klar: Led Zeppelin waren ein für allemal Geschichte. Was nun? Während Zep-Sänger Robert Plant schon 1982 mit einem starken ersten Soloalbum („Pictures at Eleven“) an die Öffentlichkeit trat, war es um Jimmy Page – den idolisierten Gitarren-Adonis der Band – zunehmend ruhiger geworden (abgesehen von einem kurzen Gastauftritt auf einem Roy Harper-Album und einer Verurteilung wegen Kokainbesitzes). 1984 jedoch brodelte die Gerüchteküche. Von einer neuen Supergroup war die Rede. Nicht nur sollte der Gitarrengott Page höchstpersönlich wieder gen Erde hinabsteigen, sondern er sollte sich auch in spektakulärer Begleitung befinden. Die himmlischen Helfer waren… Umso enttäuschender war es, was da, schlicht als „The Firm“ betitelter Tonträger, auf die Menschheit zukam. Die LP war ein Sammelsurium von relativ normalen, wenig spannenden Rocksongs. Die typischen Riffs von Page waren noch eindeutig identifizierbar. Im Gegensatz zu den Led Zeppelin-Alben, bei denen Page gern einmal mehr als 10 Gitarrenspuren übereinander türmte, bis der typische Brachial-Sound erreicht war, kam seine Les Paul auf „The Firm“ schlicht und dünn daher. Das klang irgendwie arm und einsam und kontrastierte auf unvorteilhafte Weise mit dem jazzig-verspielten Fretless-Bass von Franklin und dem wuchtigen Hall-betonten Schlagzeug-Sound von Slade. Am Schlimmsten aber (weil am unerwartetsten) war: Paul Rodgers erwies sich stimmlich als erstaunlich inkompatibel mit dem musikalischen Material. Nicht dass er schlecht gesungen hätte – Paul Rodgers singt nie schlecht. Doch war „The Firm“ einfach nicht sein Sound. Wessen Sound war das überhaupt? „The Firm“ war keine Verschmelzung musikalischer Talente, sondern wirkte wie eine gigantische Jam-Session, bei der jeder Protagonist in seiner eigenen Vergangenheitsbewältigung herumwühlte, ohne jedoch in der Lage zu sein, einen neuen Sound zu schaffen. Nichtsdestotrotz sind fast alle Songs des „The Firm“-Debüts äußerst hörbar geraten. „The Firm“ ist ein konsistent gutes Album, bei dem jedoch die Highlights fehlen. Von Jahrhundertrockhymnen wie z. B. Led Zep’s „Kashmir“ oder Free’s „Mr. Big“ wollen wir mal gar nicht anfangen zu reden. Zum Schluss sollte noch erwähnt werden, dass „The Firm“ mit „You’ve lost that Lovin’ Feeling“ eine Coverversion der Righteous Brothers enthielt: Eine ungewöhnliche Wahl, die vielleicht als Antwort auf Robert Plants 1984-er R&B-Projekt „The Honeydrippers“ gedacht gewesen sein könnte. |
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