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The Listener

Blog für klassische Musik und mehr! ...seit 2003

They are the Scissor Sisters - and so are we

Wer tanzt, gewinnt - Columbiahalle, Berlin, 14.4.2007

von Frank Castenholz  •  15. April 2007

Die erste gute Idee des Abends, bei der man sich fragt, weshalb das nicht andere Bands ebenso machen: Zwischen One-Man-Vorgruppe Snax und dem Auftritt der Scissor Sisters legte für eine kurzweilige halbe Stunde ein DJ auf: sehr coolen, teils poppigen, teils knarzig wummernden Elektro/Techno, der das Publikum bestens bei Laune hielt und zum Tanzen animierte.

Als die Scissor Sisters dann auftraten, blieb es dabei, dass man sich eher auf einer Party denn auf einem Konzert fühlte, den Blick zwar grob gen Bühne gerichtet, ansonsten aber stetig am Wippen und Tanzen. Im Publikum herrschte überwiegend lächelnde Freundlichkeit, auch der leider ziemlich dürftige Sound konnte da die ausgelassene Stimmung nicht verderben.
Überraschend war, dass die Band keine große aufwändige Show darbot, sondern einfach munter drauflos spielte, plapperte und tanzte – keine fliegenden Flamingos, keine singenden Melonen, trotzdem bestes Entertainment. Jake Shears – anfänglich in mondän glitzerndem Anzug – hüpfte ausgelassen über die Bühne, Ana Matronic schwofte vor sich hin und hatte erstaunlich viel Deutsches zu sagen – u.a. die Feststellung, „Munich was a little bit spießig“, was Berlin naturgemäß freute – allerdings strotzten auch hier die oberen Ränge nicht gerade vor rhythmisch verkörperlichter Euphorie.

Als größte Massenbeglücker erwiesen sich wie erwartet „Comfortably Numb“, „Take Your Mama“ und „I Don’t Feel Like Dancing“. Ein mutmaßlich neuer, erstaunlich düsterer Song vermittelte die spontane (und zugegebenermaßen etwas abwegige) Assoziation einer so kruden wie schleppenden Mischung aus Pink Floyd und Linkin Park (?) – hoffentlich gibt das nicht die neue Richtung vor. „Filthy / Gorgeous“ wurde dem Papst zum Geburtstag gewidmet, eine nicht sehr schmeichelhafte Ehrung freilich. Die zwei ausgelassensten Abtanzer der ersten Reihe wurden während des Zugabeteils dingfest gemacht, überschwänglich von der Bühne gelobt und mit Setlists und einem frei wählbaren Geschenk vom Merchandise-Stand versorgt. Schöne Geste. Nach knapp anderhalb Stunden war dann leider auch schon Schluss, „Mary“ und „Return To Oz“ hätte man doch gerne noch gehört.

Fazit: die Scissor Sisters dürfen wohl nach den Flaming Lips derzeit als die Live-Band mit dem größten Endorphinspender gelten. Hingehen empfohlen, macht glücklich! Wie hieß es so schön zum Abschied: „We are the Scissor Sisters – and so are you!“

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