Konzert für Violine... – Solo!Ulrich Hermann berichtet von einem aufsehenerregenden Konzertvon Ulrich Hermann • 12. Juni 2014 Ein ganzer Abend nur mit Kompositionen für Violine solo? Ganz schön riskant, was da beim Konzert in der Lounge des Hotel Bachmair auf dem Programm stand. Immerhin kamen doch eine ganze Schar von Besuchern, die den 25jährigen Geiger Lucas Brunnert hören und seine Musik erleben wollten. Und sie wurden mit einem Abend beschenkt, wie ich ihn noch nie erlebte. Vom ersten Stück des deutschen – leider immer noch fast unbekannten, einst allerdings u. a. von Wilhelm Furtwängler geförderten und aufgeführten – Komponisten Heinz Schubert (1908-1945) mit seiner Phantasie von 1941 (Praeludium und Toccata) angefangen über die viersätzige Sonate für Violine allein op. 12 von 1921 (Ruhig, Allegretto scherzando, Langsam, Lebendig) von Eduard Erdmann (1896-1958) bis zum Abschluss-Stück des ersten Programmteils, der Sonate II in a- moll (Grave, Fuga, Andante, Allegro) 1720 von Bach, spannte Lucas Brunnert einen gewaltigen Bogen, der sowohl ihn als auch die Zuhörer in eine musikalische Intensität mitnahm, wie sie äußerst bewegend und anrührend sich aufbaute und entstand. Was er da an polyphonen Strukturen, an „Klangrede“ entfaltete, vom fast unhörbaren fünffachen pianississimo bis zu kraftvollsten Ausbrüchen an Lautstärke, wie er jeder der einzelnen, sehr komplexen Kompositionen Struktur und äußerste Lebendigkeit verlieh, das war einfach sagenhaft. Und dass unser aller Johann Sebastian Bach immer noch und immer wieder der Ahnherr dieser „Entdeckungsreisen“ für das Soloinstrument Geige war und ist, wurde natürlich bei seinem eigenen Stück ganz besonders deutlich. Schon bei der Eingangsmusik von Heinz Schubert, der ja Schüler von Heinrich Kaminski (1886-1946) war, wurde sehr deutlich, dass von Bach zu Heinz Schubert eine mehr als deutliche Verbindung besteht, ebenso bei der sehr expressionistisch-modernen Komposition von Eduard Erdmann. Die immer wieder zu erlebende Polyphonie auf einem Instrument, dem man doch am besten melodiöse Einstimmigkeit zuschreiben möchte, erstreckte sich über den gesamten Tonraum der Geige, was Lucas Brunnert mit bewundernswerter Kraft und dennoch Innigkeit und Deutlichkeit entstehen ließ. Wer hätte vorher daran gedacht, dass solch ein Abend mit Musik für n u r ein Soloinstrument dermaßen spannend und erfüllend sein kann. Allein die ersten sechs – die weitere Komposition strukturierenden – Töne cis’- dis – Gis – e – c’- fis waren ein Erlebnis für sich, denn das Erleben der damit verbundenen Intervallaffekte und ihrer auf- und absteigenden Spannungen erfordert eine ganz spezielle Fähigkeit des Musizierens, die Lucas Brunnert bei allen Stücken des Programms auf erstaunliche Weise bewies, und so den ungeheuer anspruchsvollen Abend in einem weitgespannten Bogen Wirklichkeit werden ließ. |
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