Die besondere CD: Danae Dörken – FantasyWie Wasser in der Wüste: Danae Dörken lebt, atmet und empfindet Musik, wie nur wenige andere Nachwuchspianisten in Deutschlandvon Rainer Aschemeier • 9. Juni 2014 Talente und Nachwuchssternchen gibt es gefühlt in der Klassik-Szene zahlreicher als ein nachwachsendes Publikum, an das sich diese neuen Interpreten in Zukunft wenden könnten. Nun, zum Glück gibt es gerade in den letzten zwei, drei Jahren einige Nachwuchskünstlerinnen und -künstler, die wieder aus anderem Holz geschnitzt sind. Das sind nicht mehr so aalglatt polierte Wettbewerbstypen, bei denen nichts anderes zählt als Technik, Technik, Technik. Das sind andere Naturen, die schon in jungen Jahren verstanden haben, das zu wahrhaftiger Größe vor allem Persönlichkeit und Wagemut gehört. In diese Reihe bemerkenswerter Künstlerinnen und Künstler möchte ich zum Beispiel Ottavia Maria Maceratini und Pavel Kolesnikov stellen, aber besonders auch Danae Dörken. Die erst 22 Jahre junge Pianistin kam bereits im Alter von 10 Jahren in die Klavierklasse des legendären Klavierprofessors Karl-Heinz Kämmerling (dem man allerdings nicht gerade nachsagte, er würde seine Zöglinge dazu erziehen, Individualität vor Technik zu stellen). Nach dem Tode Kämmerlings übernahm dessen einstiger Eleve Lars Vogt die weitere Ausbildung Danae Dörkens. Ihr bisheriger Klaviersound, den ich als „Glockenklang“ titulieren würde, ist einer weit differenzierteren, vielfältigeren Klangpalette gewichen, bei der man das einstige glockenklangähnliche Dörken-Trademark zwar noch heraushören kann, nun aber nicht mehr überall, sondern an den richtigen Stellen. Wer einmal den Blindtest macht, und dieses Dörken-Album gegen einige vermeintlich führende Pianisten der heutigen Klassikbranche antreten lässt, der wird kaum glauben können, dass es sich hier um eine 22-Jährige handelt, die sich auf dem Papier noch in einer Phase der Ausbildung und der Vervollkommnung befindet. Faktisch hören wir hier kein Talent mehr, sondern eine reife Künstlerpersönlichkeit. In meinen Augen ist Dörken mit diesem Recitalprogramm zu einer der derzeit spannendsten Pianistinnen Deutschlands herangereift. Zu einer Künstlerin, die das Zeug dazu hat, schon innerhalb der nächsten zehn Jahre zu den interpretatorisch Tonangebenden in Deutschland und Europa zu gehören. Und mir persönlich gefällt ihre eigene individuelle Tonsprache übrigens auch besser, als diejenige ihres Mentors Lars Vogt. Und auch das spricht ja für sich: Diese junge Pianistin studiert zwar bei Vogt, hat aber einen eigenen Klang, eine eigene Vision. So muss es sein! Fazit: Dieses Album ist ein definitives „Muss“ für jeden, der gelangweilt ist von dem fadenscheinigen Perfektionismus der wettbewerbspolierten Lochkartenpianisten. Danae Dörken ist anders. Danae Dörken lebt, atmet und empfindet Musik! Ganz, ganz großes Kino! Wir können uns glücklich schätzen, eine solche pianistische Persönlichkeit hoffentlich noch viele Jahre lang erleben zu dürfen und ihren Weg anhand von hoffentlich noch vielen vielen so großartigen CD-Einspielungen wie dieser hier zu begleiten. Danae Dörken |
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