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The Listener

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Live at Bachmair Weissach

21.März 2014 Recital Rebekka Hartmann, Violine & Michael Leslie, Klavier spielten Rameau/Ysaye, Beethoven und Lilburn

von Ulrich Hermann  •  31. März 2014


Foto: ©Christine Schneider

Was könnte es Besseres geben, als in einem Konzert mit Musik beschenkt zu werden, die im allgemeinen Musik-Betrieb entweder gar nicht zu hören ist oder doch sehr selten, und dies in vorzüglicher Weise.
Diesmal konnte man fast von einem Late Night Concert sprechen, denn erst um 21 Uhr erklangen im großen Saal des Hotel Bachmair die Stradivari von Rebekka Hartmann zusammen mit Michael Leslie am Schimmel-Flügel. In der Ankündigung war von unterschiedlichen Generationen die Rede, und wirklich, der Senior Michael Leslie – gebürtiger Australier, der lange Jahrzehnte in München als Professor für Klavier an der Hochschule wirkte und vor allem auch für seine Gesprächskonzerte bekannt war – und die Juniorin Rebekka Hartmann – Echo-Preisträgerin, die seine Tochter sein könnte – stellten ein spannendes Programm vor, in dem die Werke Beethovens einen Schwerpunkt bildeten: Die Klavier-Fantasie op.77 in g-moll und nach der Pause die herrliche Kreutzer-Sonate op. 47, die ja auch Tolstoi zu seinem gleichnamigen Roman anregte.

Zu Beginn eine Suite von vier Pièces de clavecin von Jean Philipp Rameau in der nie zu hörenden Bearbeitung des großen belgischen Geigers und Komponisten Eugène Ysaÿe – ursprünglich für Cembalo komponiert, aber in der neuzeitlichen Fassung für Violine und Klavier frappierend stimmig. Die spielerische Eleganz und zärtliche Intimität des Originals bleiben erhalten, doch hinzu kommt die hochromantisch emphatische, auch hinsichtlich so heikler wie dankbarer Virtuosität der Violinpartie zauberhafte, neobarock ornamentierte Klangsinnlichkeit, unwiderstehlich in Szene gesetzt von Rebekka Hartmann.

Danach spielte Michael Leslie – nach einer einführenden Geschichte, die amüsant erzählte, wie man Beethoven am besten zum Improvisieren bringen konnte – die Fantasie op.77. Es wird ja berichtet, dass die 32 Sonaten für Klavier, die es von Beethoven gibt, nur einen Teil dessen widerspiegeln, was der Meister am Klavier selbst improvisierte. Man bekam eine Ahnung davon, wie so eine Improvisation – aus dem Augenblick geboren – bei Beethoven vonstatten gegangen und sich angehört haben mag: in den abrupten Wechseln gegensätzlicher Fakturen und Stimmungen ein faszinierendes Hörerlebnis aus dem zeitlichen Umfeld des 5. Klavierkonzerts.
Es folgte die 3. Sonate für Violine und Klavier in einem Satz des bedeutendsten neuseeländischen Komponisten Douglas Lilburn (1915-2001), die er 1950 komponierte. Ein einsätziges Stück von etwa 12 Minuten, durchweg tonal in der kreativen Fortführung eines an skandinavischen und britischen Vorbildern geschulten Tonfalls, und hörenswert in der Frische, unschuldigen Tonschönheit und fein dialogisierenden Vitalität, in der elegischen Rahmenhandlung und rhythmisch vorandrängenden Durchführung, eine wunderbare Entdeckung aus „down under“.

Lilburn hat sich ein Jahrzehnt später ausschließlich der Produktion elektronischer Soundscapes verschrieben, davon war allerdings in dieser Sonate und ihrer lebendigen Klanglichkeit – glücklicherweise – nichts zu hören. Senior Leslie und Juniora Hartmann gestalteten diese Neuentdeckung mit Bravour.
Nach der Pause kam dann eben jene durchaus bekannte „Kreutzer-Sonate“, die Beethoven 1809 komponierte. Sie war zuerst einem Mitmusiker, Bridgetower – einem englischen Geiger -, gewidmet, wurde nach einem Streit um ein weibliches Wesen dann allerdings dem französischen Geiger Rodolphe Kreutzer zugeeignet, der sie jedoch nie gespielt hat, weil er sie für unspielbar hielt. Die zeitgenössische Kritik verstieg sich in ihren Urteilen bis hin zum Wort vom „ästhetischen und artistischen Terrorismus“, und damit waren wir doch auch wieder in unserer Zeit gelandet… Von Unspielbarkeit oder Musikterror konnte natürlich bei den beiden keine Rede sein. Nach der Vorstellung des Themas in Geige und Klavier, mit dem der erste Satz beginnt, folgt als zweiter der berückende Variationensatz, der das Schema des galanten Umspielens nicht verlässt. Im Finale – Presto – werden dann allerdings die Pferde, sprich: Töne, losgelassen und die Sonate endet in einem jubelnden Furioso. Es war eine Wonne, dem sanglichen und zärtlichen Spiel Rebekka Hartmanns zu folgen, bei dem technische Vollendung eine so selbstverständliche Voraussetzung ist, dass man sich fast schämen muss, dies auch nur zu erwähnen.

Michael Leslie bildete den eigenwilligen Widerpart in dieser immer wieder aufs Neue hochspannenden musikalischen Auseinandersetzung.
Applaus, Applaus, nicht enden wollend, der den beiden noch eine Zugabe abnötigte, nämlich von Maurice Ravel: Pièce en forme de Habanera von 1907. Mit diesem schwerelos angedeuteten Tanzstück fand der Abend seinen beschwingten Ausklang.

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