Die Besondere CD: Engelbert Humperdinck - Hänsel und GretelDiskografische Sensation: Erste Studioproduktion von Hänsel & Gretel seit etlichen Jahren!von Rainer Aschemeier • 25. März 2014 Es mag komisch erscheinen, dass ein Label ausgerechnet in zeitlicher Nähe zu Ostern die als „Weihnachtsklassiker“ gehandelte Oper „Hänsel und Gretel“ von Engelbert Humperdinck auf den Markt bringt. Schaut man noch etwas genauer hin, handelt es sich bei dieser speziellen Aufnahme sogar um eine echte kleine Sensation, denn stimmen meine Recherchen, dürfte diese Einspielung die erste „Hänsel & Gretel“-Studioproduktion seit sage und schreibe 1993 sein! Seitdem sind – so weit ich das überblicke – ausschließlich Livemitschnitte erschienen. Hört man nun diese frische Neuproduktion der Oper beim renommierten Label MDG, wird klar, dass sich viel getan hat bei der Humperdinck-Interpretation in den letzten Jahrzehnten. Die Staatskapelle Weimar sieht sich ganz offenbar in der Tradition des Weimarer Hoftheaters, dem einstigen Ort der Uraufführung dieser wunderbaren Märchenoper, die all zu schnell als „leichtes“ Kinderstück abgetan wird. Dabei wird fast immer die große Meisterschaft Engelbert Humperdincks übersehen, der als Komponist im Spannungsfeld zwischen der Romantik des Brahms-Umfelds und den Innovationen der neudeutschen Schule, besonders dezidiert denen Richard Wagners, mit seiner „Hänsel & Gretel“-Oper ein wirklich innovatives, qualitativ bemerkenswert gut gemachtes Werk komponiert hat. Im Gegenteil: Humperdinck hat sowohl bei „Hänsel und Gretel“ als auch beim Folgewerk „Königskinder“ in Teilen auch eine gewisse visionäre Strahlkraft bewiesen und Elemente vorweggenommen, die man später bei Richard Strauss und Franz Schreker wiederfindet – dort natürlich in weitaus radikalerer und modernistischerer Ausprägung. Nun aber genug gequatscht. Wie schlägt sich das Ensemble auf dieser neuen CD? Kann dieses Album mithalten mit so unsterblichen Klassikern wie etwa der weithin verbreiteten und stargespickten RCA-Produktion dieser Oper mit Sängerlegenden wie etwa Anna Moffo, Elisabeth Schwarzkopf und Dietrich Fischer-Dieskau? Doch weil Opernaufnahmen vor allem mit der Qualität der Sänger stehen und fallen, soll hier besonders erwähnt werden, wie erfreulich gut das Sängerensemble auf dieser neuen MDG-SACD ausgefallen ist. Neue Anna Moffos wird man hier zwar nicht finden, aber dafür trifft man auf überdurchschnittlich gute Sängerinnen und Sänger, die sich auch nicht zu schade sind, ihre „Opernaura“ mal gepflegt an den Nagel zu hängen, um dieser Oper Frische und Heiterkeit einzuhauchen. Dabei ist die Riege der Interpreten bis in die Nebenrollen (ich nenne als Beispiel jetzt etwa mal das „Taumännchen“) ganz außerordentlich gut besetzt, sodass ich mich an dieser Stelle nicht scheue, auch diese Sängerleistungen als eine kleine Diskografiesensation zu werten. Ich bin fest davon überzeugt, dass jeder der diese „Hänsel & Gretel“-Produktion gehört hat und sie mit den „alten Veteranen“ vergleicht, eigentlich gar nicht anders kann als diese neue Spitzenaufnahme zumindest als Alternativfassung in Betracht zu ziehen. Mit einer ganzen Woche Zeit für die Aufnahmesessions konnte hier auch vonseiten der Technik Großes geleistet werden. Ich gebe offen zu, dass ich bislang kein großer Freund der MDG-Klangästhetik war. Ich habe das Label, das sich ja herausragender Hifi-Künste rühmt, selber nie als so außerordentlich audiophil wahrgenommen. Fazit: Eine kleine diskografische Sensation liegt hier vor. Als erste Studioproduktion dieser fabelhaften, zeitlosen Oper seit langer Zeit ist MDGs „Hänsel und Gretel“ die ultimative erste Wahl für alle heutig denkenden Menschen. Und wer, wie ich, so gut gemachte, aufwendige mit komplettem Libretto ausgestattete Opernproduktionen heutzutage immer schmerzlicher vermisst, findet hier noch eine richtig hochwertig gemachte Einspielung, bei der unter Berücksichtigung dieser Vorzeichen auch der nicht niedrige Ladenpreis einfach vernünftig und stimmig ist. Hänsel: Sayaka Shigeshima Staatskapelle Weimar Leitung: Martin Hoff 2014 |
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