CDs für den "Orgelsommer"Zwei neue CDs als ausdrückliche Empfehlungenvon Rainer Aschemeier • 11. Juli 2013 In vielen Städten ist es derzeit mal wieder so weit: Aller Orten wird „Orgelsommer“ ausgerufen. Warum gerade im Sommer – wenn (abgesehen von den Festivals) das restliche Kunstmusikleben mehr oder weniger ruht – die Orgelkonzerte wie Pilze aus dem Boden schießen, kann jeder verstehen, der sich schon einmal an einem schwülen Hochsommerabend in eine wohlig kühle Kirche gesetzt hat, um dort die Einzigartigkeit eines guten Orgelkonzerts zu erleben. Wiedergaben von Orgelmusik auf Tonträger sind immer mit dem Makel behaftet, dass neben dem rein akustischen Erlebnis das physische Erleben – die Kühle des Raumes, der Raumklang, das „Beben“ der Kirchenbänke, wenn buchstäblich alle Register gezogen werden – immer etwas auf der Strecke bleibt. Nichtsdestotrotz kann man feststellen, dass Orgelmusikaufnahmen heute einen faszinierend hohen Standard erreicht haben, der noch vor knapp zehn Jahren alles andere als selbstverständlich war. Zwei Neuerscheinungen zeigen zudem, welch spannendes Repertoire in der „Orgelnische“ auf geneigte Entdecker wartet. Beide Novitäten gehören in meiner Wahrnehmung mit zum Spannendsten, was es derzeit zu kaufen gibt. Und so sollte sich niemand, der sich ernsthaft für Orgelmusik interessiert, diese Orgelhighlights entgehen lassen: HARALD GENZMER – ORGELWERKE Fast jeder weiß, dass Harald Genzmer zu den bedeutendsten Schülern des großen Paul Hindemith gehörte. Kaum ein anderer führte die Musikauffassung und in Teilen auch den Stil seines Lehrers konsequenter weiter als Harald Genzmer. Gerhard Weinberger, der zu den bekanntesten und renommiertesten Organisten unserer Zeit zählt, ist hier der Interpret. Es erklingt die Rieger-Orgel der Kirche St. Johannes Baptist von Paderborn-Wewer. Diese äußerst klangschöne Orgel besitzt ein sehr warmes, „holziges“ Timbre und eignet sich sehr gut für die herrlichen, zuweilen in ihrer Registrierung sinfonisch-orchestral wirkenden Genzmer-Stücke. Weinberger interpretiert in jeder Hinsicht exzellent, sowohl technisch als auch in Sachen Phrasierung. Seine Klangmodi wirken durchweg stimmig, die gesamte Aufnahme ist einfach nur ein Genuss – auch wegen des hervorragenden, jederzeit Hifi-tauglich zu nennenden Klangbilds. ENGLISH ROMANTICS AND TRANSCRIPTIONS Wer auf der Jagd nach Orgelmusik ist, die noch nicht jeder im CD-Schrank hat, sollte neben der oben erwähnten wunderschönen Harald-Genzmer-CD auch die Neuerscheinung „English Romantics and Transcriptions“ in Betracht ziehen. Sie stammt aus dem Hause „Rondeau Production“ – also von einem Label, das neben nur wenigen anderen als allererste Adresse für qualitätvolle Orgelmusikeinspielungen gilt. Dass dieser Ruf zurecht besteht, zeigt einmal mehr diese tolle neue CD des Labels, bei der der Organist Tobias Frank an der Harrison & Harrison-Orgel der Ely Cathedral in England spielt. Ein erstes „wow“ entlockt einem der – wie immer bei „Rondeau Productions“ – erstklassige Sound der Aufnahme. Doch ist es auch die irrwitzig virtuose Bearbeitung der „Sommernachtstraum“-Ouvertüre von Mendelssohn, die hier von Beginn an fasziniert. Tobias Frank eröffnet die CD also mit einer veritablen Demonstration seiner stupenden Spieltechnik. ——-
CD-Details: English Romantics and Transcriptions |
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