Rodrigo (fast) perfekt!Brilliant Classics' neue Rodrigo-Edition erweist sich als echter Coupvon Rainer Aschemeier • 5. März 2013 Brilliant Classics gilt als das führende Label, wenn es darum geht, Boxen mit dem Gesamtwerk oder zumindest großen Teilen des Gesamtwerks ausgewählter Komponisten zu konzipieren. Im letzten Jahr berichtete the-listener.de über die famose Boccherini-Box (Rezension s. hier) und die nicht gar so famose aber immer noch gute Borodin-Box (Rezension s. hier) dieses Labels. Bei beiden lautete das Fazit: Licht und Schatten. Keine der beiden Boxen war perfekt, aber in ihrer Gesamtheit waren beide sehr reizvoll und boten guten Gegenwert für’s kleine Geld. Nun legt das niederländische Budget-Label eine verblüffende neue Werkschau vor. Verblüffend aus zwei Gründen: Erstens hätte man kaum damit gerechnet, dass es einmal ein sage und schreibe 21 CDs umfassendes Set ausgerechet von Joaquin Rodrigo geben würde, jenem spanischen Komponisten, der bei 99% der Klassikhörer eigentlich lediglich für ein einziges Werk berühmt ist: Das Gitarrenkonzert „Concierto de Aranjuez“ – einer der größten „Hits“ der jüngeren E-Musik-Geschichte. Diese Box straft all die Zweifler Lügen, die beispielsweise behaupten, große Boxen bestünden nur aus Ausschussware, die entweder interpretatorisch oder klanglich Mittelklasse sei. Beides ist hier nicht der Fall. Das eigentliche Highlight dieser Brilliant Classics-Box sind aber die Bereiche der großartigen Solo- und Kammermusik sowie der Vokalwerke. Hier kann man kaum aufhören, wenn man das Schwärmen erst einmal angefangen hat. Die Auswahl der Solisten ist schon einmal wunderbar: Mit Augustín León Ara (Violine) und Albert Guinovart (Klavier) spielen hier zwei Solisten, denen der eigentlich zeitlebens Neoklassizist gebliebene Joaquin Rodrigo einen nicht geringen Teil seines Kammermusikœuvres gewidmet hat. Wäre da noch der klangliche Aspekt, den man bei Boxen dieser Art in aller Regel mit einem „naja, es geht so, aber hier ist es eben die Quantität, die zählt“ kommentieren kann. Diese Box allerdings führt auch dieses Vorurteil ad absurdum: Mit Jonathan Stokes (Ex-DECCA) und Arne Akselberg (tätig u. a. für ebenfalls DECCA, darüber hinaus EMI, da capo und naïve) sind weite Teile dieser Box in absolutem HiFi-Sound aufgenommen, den man sich eigentlich gar nicht besser denken kann. Lediglich die Violinmusik leidet unter einem Masteringfehler und weist gelegentliche, aber durchaus hässliche Clipping-Effekte auf. Es ist dies aber das einzige Manko einer ansonsten klanglich beinahe makellos zu nennenden Box. Fazit: Mit Ausnahme der Orchestermusik ist diese Brilliant Classics Rodrigo-Edition nicht weniger als ein herausragendes Tonträgerdokument. Meine Empfehlung: Man besorge sich die Konzerte entweder in den hervorragenden alten Philips-Einspielungen (heute auf DECCA umgelabelt) der Academy of St. Martin-in-the-Fields unter Neville Marriner oder in den noch besseren Aufnahmen der Naxos Rodrigo-Reihe. Alles andere ist hier Rodrigo immaculata – perfekt, begeisternd, makellos… mir fehlen die Worte. Diese Box ist ein Geschenk! |
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